Schlagwort-Archive: Sinnkopplung

Management by Meaning

managerSeminare Ausgabe Juli 2015Im aktuellen managerSeminare titelt der Leitartikel:
„Management by Meaning – Wo ist das Wozu.

Zum Beitrag interviewte Sylvia Jumpertz neben anderen mich als umsetzenden Berater. Eine Zusammenfassung des Artikels kannst Du hier anhören: Podcast Management by Meaning. Den ausführlichen Artikel gibt es als eDoc zum herunterladen oder im kompletten aktuellen Magazin.

Jumpertz geht auf verschiedene Aspekte des Zusammenhangs zwischen Arbeit – Sinn – Leistung ein. Mit den fundierten Recherchen gelingt es ihr, das Thema jenseits von Polemik und schaulustiger Effekthascherei zu vermitteln. Ernsthaft, unterhaltsam und überzeugend zeigt sie auf, worin Unternehmen, Unternehmer und Mitarbeiter den Lohn der Auseinandersetzung mit Sinn in der Arbeit finden.

Ich freue mich Teil einer Auseinandersetzung zu sein, die Inhalt den allerorts üblichen polarisierenden Talkshow-Plattitüden vorzieht – Vielen Dank!

Wir wollen denken
Gebhard

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Fremdbloggen über Sinn

Liebe Leserinnen und Leser,

zum Start ins neue Jahr lud mich Michael Schenkel von microTOOL zu einem Gastbeitrag auf ihrem Blog ein.

Heraus gekommen ist ein zweiteiliger Blogpost über Sinn, Unsinn und Sinnkopplung in Unternehmen.

Michael lernte ich auf dem Community Day 2014 kennen. Wir tauschten uns beim Mittagessen aus und ich freue mich über die Möglichkeit mit dem Titel: Sinnkopplung – die unsichtbare Kraft der Sieger im Wettbewerb fremdzubloggen.

Das spezielle Schmankerl für alle mit englischen Kontakten, microTOOL erstellte eine wunderbare Übersetzung. Besonders die Wortkombination common mania zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht ;)!

Vielen Dank Michael, für die Einladung undeuch eine gute Unterhaltung beim Fremdlesen!

Wir wollen denken!
Gebhard

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Sinnkopplung in der Praxis

Liebe Leserinnen und Leser,

in Gesprächen mit meinen Kunden geht es auch immer wieder um die ganz praktische Anwendung von Sinnkopplung. Wer die Unterschiede/ Beziehungen/ Abrenzungen zwischen Sinn, Identität, Sinn stiften und Sinnkopplung verstanden hat, möchte mit Sinnkopplung anfangen zu arbeiten.

  • In welchen Situationen nützt mir mein Wissen um Sinnkopplung?
  • Wie wende ich es an?
  • Was kann ich damit erreichen?

Das sind beispielhafte Fragen, die mir gestellt werden. Für die Arbeit mit Sinnkopplung im Alltag hilft es sehr, sich die Kopplungszustände zu verdeutlichen. Stellen wir uns dazu zwei Menschen vor, die miteinander zu Fuß unterwegs sind und kommen dann zu den unterschiedlichen Zuständen:

  1. Sinngekoppelt:
    Die beiden Menschen gehen Hand in Hand oder gar Arm in Arm. Sie sind sich so nahe, dass sie kaum etwas sagen müssen, wollen Sie die Richtung ändern, über die Straße gehen oder vor einem Schaufenster stehen bleiben. Sie handeln nahezu als Einheit und verstehen sich mit winzigen, von anderen kaum wahrnehmbaren Gesten, kurzen Kommentaren und Blicken. In dieser Verbundenheit nehmen sich gewollt wahr, sind gegenüber den Handlungsimpulsen der/s anderen tolerant und aufmerksam. Sie teilen den Weg, den sie zusammen gehen und empfinden ihn als gemeinsame Strecke, die ohne den anderen deutlich ärmer wäre. Sie wollen zusammen gehen. Sie wollen aufeinander acht geben. Sie wollen mit dem anderen Aufmerksam sein für die gemeinsamen Ziele und respektvoll gegenüber den individuellen Zielen, denen sie im Rahmen ihres Weges begegnen. Sie gehen gerne eine Teilstrecke des Weges für die/ den anderen. Wenn sie sich treffen, um miteinander zu gehen, ist jede/r für sich vorbereitet. Jede/r weiß, wohin sie/er heute gehen, was sie/er erreichen könnte. Jede/r hat mehrere Alternativen im Kopf. Sie nehmen Rücksicht aufeinander und klären schnell, wohin sie gemeinsam gehen wollen. Im Vordergrund steht, den Weg zusammen zu gehen.
    Sinngekoppelt sein heißt: Zusammen arbeiten gibt Energie, macht Freude und sichert die eigene Existenz.
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  1. Nicht gekoppelt:
    Die Menschen gehen nebeneinander her. Ab und zu unterhalten sie sich und weisen sich daraufhin, wenn etwa jemand die Richtung ändern oder die Straße überqueren möchte. Sie achten aufeinander, um den Abstand zu wahren und nicht zusammen zu stoßen. Die Handlungsimpulse der/s anderen werden geprüft und bei Übereinstimmung mit den eigenen Interessen gerne aufgenommen. Man ist zu Kompromissen bereit, wenn auch ein eigener Nutzen daraus absehbar ist. Wenn sie sich treffen, um miteinander zu gehen, wird zuerst geprüft, welchen Weg die/ der andere seit dem letzten Treffen zurückgelegt hat. Es wird abgewägt, welchen Wert die zwischenzeitlichen Handlungen für den jeweils anderen haben. Zusammen zu gehen ist unterhaltsam und angenehm. Geht man getrennte Wege, wird allerdings kein oder kaum ein Verlust wahrgenommen. Jede/r hat für sich klar, warum man zusammen geht. Stimmen diese Bedingungen nicht mehr, kann man sich auch trennen.
    Nicht gekoppelt sein heißt: Zusammen arbeiten KANN Energie geben, Freude machen und die Existenz sichern.
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  2. Sinnentkoppelt:
    Die Menschen gehen sich aktiv aus dem Weg. Wenn sie sich begegnen wird gewollt gegeneinander agiert. Hinweise dienen dazu, die/ den anderen in eine Sackgasse oder ein Problem zu lenken. Sie achten darauf, dass die/ der andere schlechter abschneidet. Man versucht im eigenen Handeln vom anderen zu profitieren. Es sind keine Kompromisse möglich. Fehler der/s anderen werden gezielt gegen sie/ ihn genutzt. Wenn sie sich treffen und miteinander gehen müssen, behindert und boykottiert man den Weg der/s anderen im Rahmen der eigenen Möglichkeiten. Es wird überlegt, mit welchen Handlungen man der/m anderen schaden kann. Zusammen gehen ist anstrengend und belastend. Geht man getrennte Wege, fühlt man sich erleichtert und guter Dinge. Jede/r ist sich bewusst darüber, warum man nicht zusammen geht. Lässt es sich nicht vermeiden, benötigt man zumeist Dritte (Mediatoren, Anwälte, Richter etc.), die die Dinge für einen klären.
    Entkoppelt sein heißt: Zusammen arbeiten kostet Energie, deprimiert und kostet auf Dauer die eigene Existenz.  

Wir alle prüfen ständig unsere Beziehungen und unser gemeinsames Handeln mit anderen Menschen auf Sinnkopplung. Das passiert unbewusst. In einer funktionierenden, wohltuenden sozialen Beziehung schalten wir dabei unmerklich und häufig zwischen Zustand 1 und Zustand 2 um. Mal sind wir wirklich innig verbunden und schon im nächsten Moment laufen wir einfach nebeneinander her, bis es zum nächsten sinnhaften Energieschluss. In einer gestörten, krankmachenden Beziehung gehen wir in Zustand 3 über. Sinnhafte Energieschlüsse finden dann nicht mehr statt.

Sinn ist ein derart komplexes und umfassend individuelles Thema, dass wir selbst vermutlich kaum verstehen, warum wir koppeln, nicht koppeln oder entkoppeln. Hilfreich ist es zunächst einmal, die eigene Zustandsveränderung wahrzunehmen und daraus Konsequenzen abzuleiten. Mir begegnen viele Menschen,  die dauerhaft nicht gekoppelt oder sogar entkoppelt haben. In ihren Beziehungen – wenn ich ihnen begegne zumeist in der Arbeit – verbrauchen sie ständig Energie und kommen doch auf keinen grünen Zweig. Sie verlieren ihre Existenz auf Raten. Dabei sind die einzelnen Verluste so gering, dass das Ausmaß des Schadens oft erst erkannt wird, wenn es zu spät ist.

Den eigenen Sinnkopplungszustand im Bezug auf seine Umgebung wahrzunehmen, zu beachten und Konsequenzen aus der Wahrnehmung zu ziehen ist einfacher, als viele annehmen. Man muss beispielsweise nicht gleich kündigen, wenn man eine dauerhafte Nichtkopplung oder gar Entkopplung erkennt. Sinnkopplung hat sehr viel mit den Beziehungen zu tun, in denen man arbeitet. So kann man sich beispielsweise auf eine andere Stelle bewerben oder Teile der heutigen Aufgaben abgeben und andere Aufgaben mit anderen Ansprechpartnern annehmen. Häufig sind das erste gute und meistens auch gangbare Schritte, hin zu einem sinngekoppelteren Arbeiten.

Den Sinnkopplungszustand der anderen zu erkennen ist – im Arbeitsumfeld – oftmals recht einfach. Schwierig sind hier zumeist zwei Dinge:

  1. Die/ den anderen in seinem Kopplungszustand zu respektieren sowie zu tolerieren und
  2. die Konsequenzen daraus zu ziehen und/ oder das Thema anzusprechen.

Es braucht

  • eine bewusste Streit- und Kommunikationskultur, damit eine Firma mit den Konsequenzen, vor allem aus der Entkopplung umgehen kann.
  • ein konsequent gelebtes Bekenntnis zu Solidarität und Unterstützung gerade für Menschen, die entkoppeln und damit ihren sozialen und emotionalen Halt im Unternehmen verlieren.
  • konstruktive und verletzungsarme Wege, wie man auseinander geht, wenn sich Entkopplung einstellt.
  • ein permanentes Streben und ständige Achtsamkeit auf Momente und Chancen, in denen aus nicht gekoppelt sein Kopplung wird/ werden kann.
  • die kritische Selbstreflexion und Realitätsprüfung wenn ein/e KollegIn entkoppelt. So wird Entkopplung zu einer Ressource für alle.

Wir wollen denken!
Gebhard Borck

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Eingeordnet unter 01 Arbeit platzt

PM-Camp 2014 Stuttgart – Impuls · Auseinandersetzung · Erkenntnis

Franziska Köppe (CC BY-SA 4.0)

Liebe Leserinnen und Leser,

das PM-Camp in Stuttgart dieses Jahr ist vorbei. Es brachte viele Impulse, konstruktive Auseinandersetzung und einige Erkenntnisse.

Als Impulsgeber hatte ich viel Spaß. Als Teilnehmer lernte ich einiges dazu.

Ich bedanke mich beim gesamten Organisationsteam, das mich zur Keynote einlud.

Vielen Dank an die Teilnehmer für das positive Feedback, die Danke-Karten und die offenen Workshops / Begegnungen in den Pausen.

Es fällt schwer, es ist sicherlich ungerecht und dennoch mir wichtig, einige der Teilnehmer persönlich zu nennen:

Götz Müller  platzhalter_klein brachte mir viele spannende Blickwinkel und die Idee zum spielerischen Lernen in einem aktuellen Projekt.
Maik Pfingsten eröffnete hochprofessionell den Blick hinter die Podcaster-Kulisse – immer offen, ehrlich und aus den Vollen.
Holger Zimmermann verwandter Geist auf eigenen Wegen.
Roland Dürre findige Lebenserfahrung neben dem Tellerrand.

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Besuchte Sessions:

Michael startete mit dem Gegensatz „Komplexität einfach beherrschen„. Ein wenig verspätet setzte ich mich in die Gruppe, die selbstorganisiert Hard Skills dazu erarbeitete. Die spannende Diskussion führte uns von Komplexitätsreduktion über die Relevanz von „soften“ Kenntnissen in Reflexion und sozialem Umgang hin zur Erkenntnis: Wer auch immer was vorstellt, es kann nicht schlechter sein als das, was ein anderer vorgestellt hätte ;)!“ Vielen Dank an Michael und meine Diskussionspartner für die spannende Auseinandersetzung.

Marcus ging eigennützig der Frage nach: „Wie wird man der beste Arbeitgeber als idealer Dienstleister?„. Ich machte in seiner Session eine Zeitreise an den Beginn meiner Selbständigkeit, vielen Dank dafür. Letztendlich bleibe ich überzeugt, dass Marcus a) ein cooler und angenehmer sowie b) ein fairer Arbeitgeber ist. Mehr braucht es kaum!

Maik ließ uns an seiner Erfahrung und seinen Erkenntnissen rund ums Podcasten teilhaben. Aus dem Nähkästchen plauderte er offen über persönlichen Spaß, den Aufwand und die professionelle Relevanz, die ihm inzwischen gut dotierte Speaker-Jobs einbringt.

Meine Sessions:

Sinnkopplung_PuzzleAm Freitag bekamen wir in meiner Session Sinnkopplung praktisch anwenden neue Eindrücke. Sie helfen mir auf meinem Weg, den Mechanismus noch besser zu verstehen. Danke für Eure Fragen und Ideen! Zuerst führte ich den Begriff über die Abgrenzung gegenüber sinnhafter / beruflicher Erfüllung, Motivation, Identifikation etc., Entscheidungshoheit sowie den Zuständen (gekoppelt, nicht gekoppelt und entkoppelt) ein. In der Diskussion klärte sich, dass Werte und Zeit wichtige Parameter im Umgang mit Sinnkopplung sind. Für mich besonders spannend war der Gedanke, wonach Sinnkopplung ein Moment, sinngekoppelt sein allerdings ein Zustand / Prozess ist.

   Mehr zum Thema:

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BookCoverImageDeinPreisAm Samstag ging es dann ans Eingemachte. In meiner Session Dein Preis setzten wir die Diskussion zur Keynote über Wertverträge fort. Wir plauderten alle aus dem Nähkästchen. Ohne Tabus kamen die Möglichkeiten und Stolpersteine auf den Tisch. Es war so intim, dass ich hier im Blog nicht darüber schreiben will ;). Doch soviel sei gesagt: Wer es auch möchte, kann mir gerne sein Interesse an einem Workshop oder einem Vortrag zum Thema mitteilen. Dann halte ich Dich auf dem Laufenden, wenn es dazu die Möglichkeit gibt!“

   Mehr zum Thema:

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Die Folien zum Vortrag:

Es hat mir sehr viel Spaß gemacht!

Wir wollen denken
Gebhard

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Charisma und Diktatur – wie sich Steve Jobs und Mahatma Gandhi grundsätzlich unterscheiden

Charisma_DiktaturLiebe Leserinnen und Leser,

in den letzten Tagen entstand in Begegnungen und Überlegungen, die ich hatte, eine spannende Abgrenzung zwischen Sinn stiften und sinnkoppeln. Sie war seither in einigen Gesprächen bereits sehr wertvoll  und deshalb will ich sie auch hier im Blog ergänzen:

Unterscheidung der Ausgangssituation:

Sinn stiften ist ein aktives Vorgehen von mir gegenüber anderen. Es ist eine dominante Handlulngsweise.

Grundannahmen:

  • Der andere hat Platz für meinen Sinn
  • Der andere braucht meinen Sinn für sein Sinnstreben/ seine Sinnsuche
  • Der andere akzeptiert meinen Sinn und gibt einen eigenen, individuellen Sinn damit auf

Handlungsaussage: „Ich stifte Dir Sinn.“

Oft leiten Menschen ihr Wollen: anderen Sinn zu stiften, von ihrem Recht ab, sich selbst/ die eigene Vision/ den eigenen Sinn zu erfüllen.
Insoweit sie das alleine oder zumindest nur mit Dingen hinbekommen, ist das legitim. Sobald sie allerdings andere Menschen benötigen, um ihren eigenen Sinn, ihre eigene Vision zu erfüllen, stellt sich die Frage nach den Grenzen/ Alternativen innerhalb deren der Zweck (eigene Sinnerfüllung) die Mittel (anderen Sinn stiften) legitimiert.

Sinnkoppeln ist ein aktives Vorgehen von anderen, mir gegenüber. Es ist eine tolerante Handlungsweise.

Grundannahmen:

  • Der andere hat einen eigenen Sinn
  • Der andere hat ein eigenes Sinnstreben/ eine eigene Sinnsuche
  • Der andere hat einen eigenen Willen/ ein Recht auf einen anderen Willen

Handlungsaussage: „Ich lade Dich ein, anzukoppeln.“

Das Recht anzukoppeln leitet sich aus der Idee ab, dass alle Menschen einen intrinsischen (ihnen innewohnenden) freien Willen haben.
Sobald ich meine eigene Sinnerfüllung nicht mehr alleine hinbekomme, lade ich andere ein, an meine Sinnsuche anzukoppeln. Die Entscheidung darüber belasse ich immer in der Verantwortung der anderen Menschen.

Als Beispiel

dient uns ein charismatischer Führer. Dies sei ein Mensch, der seine Vision und seine Erfüllung klar vor Augen hat und (einigermaßen) massentauglich kommunizieren kann. Ich sehen ihn, höre ihm zu und bin begeistert. Ich fühle und teile seinen Enthusiasmus und er überzeugt mich von der Richtigkeit seiner Ziele.

So gewinnt er mich, mit ihm für seine Sache einzutreten. Jetzt laufen wir gemeinsam und strengen uns zusammen für seine Vision an. Wir sind überzeugt: Wir teilen dieselbe Vision.
Nach einiger Zeit kommen Zweifel in mir auf. Vielleicht weil mein charismatischer Führer Dinge tut, die ich nicht gut finde; vielleicht, weil ich ihn näher kennenlerne und hinter die Euphorie schauen kann; vielleicht, weil mir Menschen begegnet sind, die meine Vision in eine andere Richtung lenken.

Mit diesen meinen Zweifeln konfrontiere ich den charismatischen Führer.

Ganz schwarz und weiß gibt es dann zwei Reaktionsrichtungen – die Ausprägung wird in der Wirklichkeit unterschiedlich stark sein.

  • Im System des Sinn Stiftens läuft jetzt etwas aus dem Ruder, zwischen dem charismatischen Führer und mir. Seine Sicht der Dinge ist: „Solange sich seine Vision und seine Ziele nicht ändern, kann es nicht sein, dass ich deren Sinnhaftigkeit und deren Erfüllungspotential (auch für mich) verliere.“
    Ein charismatischer Führer, der an Sinn stiften glaubt, wird im besten Fall dennoch seine Vision überprüfen – allzu häufig wird er nicht einmal das tun. Ist diese weiterhin für ihn stimmig und authentisch, liegt der Fehler bei mir. In der Kombination aus Sinn stiften und kohärente Vision legitimiert sich der charismatische Führer, mich zu maßregeln. Er übernimmt – so konstruiert – die Verantwortung für meine Sinnerfüllung. Er wird versuchen mich von der Richtigkeit seiner Vision zu überzeugen oder mich sogar zwingen, ihm weiter zu folgen, „bis ich es verstanden habe.“
  • Im System der Sinnkopplung läuft alles ganz normal. Der charismatische Führer geht weiterhin seinen Weg. Die Entscheidung(sverantwortung) ob ich ihm weiterhin folgen möchte, belässt er bei mir. Im besten Fall überprüft auch hier der charismatische Führer seine Vision und sein Handeln danach. Jetzt allerdings darauf, ob sie die Beziehungen stärkt, die er benötigt. Jetzt kann es einen Fehler bei ihm geben, oder auch nicht. Diesen kann er nun mit oder ohne mich versuchen zu korrigieren.
    Es kann auch schlicht sein, dass sich unsere Wege trennen. Ich habe eben entkoppelt. Das Leben geht für uns beide ohne Groll, Fremdverantwortung etc. weiter. Er wird nicht versuchen mich zu überzeugen und es gibt für ihn keine Notwendigkeit, „dass ich es verstanden habe.“

Was hier so abstrakt dahergestelzt kommt, hat eine arbeitsalltägliche Konsequenz.

Sinnkopplung_PuzzleDie allermeisten von uns arbeiten in einem abhängigen Arbeitsverhältnis. Die Abhängigkeit drückt sich dadurch aus,

  • dass die Firma (und damit in direkter Folge dessen Chef/s) zu einem Gutteil über unser materielles (Wohl-)befinden entscheidet. Hinter jedem Arbeitstadel steckt in Konsequenz die Drohung, diese (materielle) Stabilität unserer Existenz anzugreifen/ aufzuheben (Abhängigkeit 1. Ordnung).
  • dass die Tätigkeit, die wir ausüben über Unternehmen hinweg austauschbar ist. Eine Sekretärin ist eine Sekretärin, ein Technischer Zeichner ist ein Technischer Zeichner, ein Klempner ein Klempner, ein Betriebswirt ein Betriebswirt usw. Damit besteht für die Firma (den Chef) kein existenzielles Risiko, will er uns rausschmeissen (Abhängigkeit 2. Ordnung).
  • dass mit den Jahren der Betriebszugehörigkeit der Grad unserer Spezialisierung tendenziell zunimmt. Wir werden sogenannte Experten. Als solche können wir allerdings nur noch genau diese Tätigkeit in dieser Firma mit diesen Prozessen und dieser Vernetzung zu anderen Spezialisten ausüben. Sind diese Spezialisten nicht mehr gefragt oder müssten wir als einer von Ihnen aufgrund einer Kündigung in eine andere Branche wechseln, bekommen wir enorme Schwierigkeiten noch einen Job zu finden, der unserer Qualifikation entspricht (Abhängigkeit 3. Ordnung).

In diesem System der Abhängigkeit bekommt nun die Führung allerorten die Aufgabe zur Sinnstiftung ins Aufgabenheft und nicht selten in die Zielvereinbarung geschrieben. Da es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Führer in der Welt gibt, der mehr als seinen eigenen Sinn im Sinn hat – Sinn ist eine individuelle, intrinsische, kognitiv-intuitive Wahrnehmung – ist das die Legitimation zur Diktatur. Denn wem soll er denn Sinn stiften, wenn nicht einem anderen Menschen, der ebenfalls schon eine eigene Sinnsehnsucht in sich trägt.

Über die Systematik der Sinnkopplung erkennt Führung an, dass jeder Mensch für seinen Sinn selbst verantwortlich ist. Sinn Stiften ist in dieser Systematik in der schwächsten Ausprägung eine Rechthaberei, in der stärksten eine fundamentalistische Diktatur.

Wir wollen denken!
Gebhard Borck

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Ist Wikipedia eine freie Enzyklopädie oder eine Wissensdiktatur

Wikipedia die freie Enzyklopädie

Liebe Leserinnen und Leser,

ich weiß nicht wie es Ihnen geht, doch ich möchte Wikipedia nicht mehr missen. Ich benutze es regelmäßig für Recherchen oder einfach um kurz etwas nachzuschlagen und so die wichtigsten Informationen zu Themen, Begriffen, Ländern oder was auch immer schnell zu finden.

Am Wochenende ist etwas passiert, dass mich an diesem durchweg positiven Bild von Wikipedia zweifeln lässt. Doch fangen wir von vorne an:

Franziska Köppe, Eine Leserin meines Buchs und eine aktive Unterstützerin der Ideen daraus – vor allem der Idee der Sinnkopplung – hat sich entschlossen, den Begriff Sinnkopplung in Wikipedia aufzunehmen. Das hat dann wohl am späten Freitagabend auch geklappt. Kaum war der Beitrag auf der freien Enzyklopädie online, wurde eine Löschdiskussion dazu begonnen.

So weit, so gut. Ich verstehe, dass Wikipedia nicht jeden Wortschrott aufnehmen möchte. Dennoch dachte auch ich im ersten Moment, als mir Franziska voll Stolz den Link zugeschickt hat. Bei dieser Diskussion geht es um eine konstruktive Auseinandersetzung zum Inhalt. So war beispielsweise aus der ersten Kritik herauszulesen, dass einige Absätze zu „sehr“ an Werbung erinnerten.

Diese Absätze wurden von Franziska flink angepasst/ aus dem Artikel gelöscht. Jetzt – dache sie – wird der Artikel frei geben und Sinnkopplung ist auch in Wikipedia als Begriff zu finden. Mit dieser Freude ging sie ins Wochenende, um von Samstag auf Sonntag festzustellen:

  • Die Löschdiskussion ist nach wie vor aktiv und
  • Der Wikipedia-Artikel, der  auf die faktische Existenz ihres Unternehmens verwies und bis dahin ohne Kritik in Wikipedia zu finden war – wurde ohne weiteren Kommentar oder eine Löschdiskussion aus der Enzyklopädie entfernt.

Es scheint fast so, als ob man hier Franziska Angst machen/ drohen möchte, doch nicht in Löschdiskussionen der Wikipedia-Administratoren einzugreifen und für so sinnlose Begriffe wie Sinnkopplung zu kämpfen.

Wikipedia verweist auf mangelnde Verbreitung des Begriffs und daraus abgeleitet den Verdacht auf Theoriebildung/ Begriffsetablierung.

Grundsätzlich habe ich nichts gegen die neutrale Haltung von Wikipedia mit Bezug auf den Sinnkopplungs-Artikel. Auch wenn ich finde, dass er wissenschaftlich von Viktor Frankl angefangen bis Tatjana Schnell heute eine tiefe psychologische Basis aufweist, die nichts dafür kann, dass sich quantitativ nur wenige Wissenschaftler damit auseinander gesetzt haben.

Auch die Nutzung von Sinnkopplung sowohl in meinem Buch wie auch in Büchern von Dr. Andreas Zeuch und Niels Pfläging und in verschiedenen Abschlussarbeiten sind als Sekundärliteratur zu nennen. Womit eine gewisse Verbreitung des Begriffs durchaus gegeben ist.

Hätte Wikipedia den Artikeln in einer sauber geführten Diskussion dennoch abgelehnt und gelöscht, dann wäre das eben so gewesen. Allerdings hintenrum Druck aufbauen, in dem man Einträge von diskutierenden Nutzern kommentarlos löscht. Ist das ein gebührliches Verhalten für eine Plattform mit dem Ansehen von Wikipedia?

Ich kann den Artikel von Franziska nicht mehr zurückbringen, doch ich kann das meine dazu tun, dass es ihnen schwerer fällt, den Artikel über Sinnkopplung zu löschen und so die ganze Arbeit von Franziska noch weiter zu entwerten. Deshalb möchte ich alle bitten, die den Begriff Sinnkopplung nutzen, Wikipedia seine reale Verbreitung aufzuzeigen. Ich weiß, es hat ein Gschmäckle, dass dazu ausgerechnet der Autor aufruft, der im Artikel als der Erfinder des Wortes genannt wird. Doch sehe ich kaum andere, denn sonst hat bisher kaum jemand mitbekommen, dass es den Artikel sowie eine Diskussion darum gibt. Bei Franziska haben die Wikipedia-Trolle das ihre erreicht, sie hat keine Lust mehr, sich auf dem Niveau auseinander zu setzen. Meine Frage ist: Lassen wir sie damit durchkommen?

Wenn nicht, solltet ihr zum einen an der Löschdiskussion teilnehmen und zum anderen Kollegen, Bekannte, Kunden etc. mit denen ihr den Begriff der Sinnkopplung teilt, ebenfalls dazu ermuntern. Natürlich freue ich mich auch über Blogartikel, die helfen, das Verhalten von Wikipedia um Franziska, den Begriff und seine Verbreitung sichtbar zu machen!

Sollte in den kommenden vier Tagen niemand dafür die Energie und Zeit haben, dann haben die von Wikipedia wohl Recht ;).

Was die Löschung von Franziskas anderem Artikel allerdings weiterhin kaum rechtfertigt.

Wir wollen denken und heute auch mal handeln!
Gebhard

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Operation Monkey Business in anderen Blogs

Liebe Leserinnen und Leser,

auch diese Woche ist es dem Blog und der Operation Monkey Business wieder gelungen, in anderen Foren prominent genannt zu weden. Besonders freut mich die Unterstützung von Eberhard Huber, den ich als kompetenten und menschlich hoch integeren Kollegen schätze!

Hier schreibt er:

Das Buch Affenmärchen, Arbeit frei von Lack und Leder von Gebhard Borck ist ein lesens- und bemerkenswertes Buch, das auch online und kostenfrei gelesen werden kann. Gebhard wirft einen anderen Blick auf die Arbeitswelt unserer Tage. Die Gedanken im Buch brechen gewohnte Denkmuster auf, hinterfragen scheinbar eherne Regeln und weisen in eine neue Richtung.

Ein anderer überzeugter Begleiter ist Conny Dethloff, der auf seiner Reise des Verstehens bereits über das Buch an sich und die Operation Monkey Business berichtet hat. Diese Woche schrieb er, warum Sinnkopplung ohne Glauben nicht möglich ist.

Hier schreibt er:

Jeder Mensch muss im Anfang an etwas glauben, um Sinnkopplung betreiben zu können. Sinnkopplung setzt also Glauben voraus. Da der Glaube aber nicht beweisbar ist, sonst wäre es kein Glaube, kann es in dem Sinne wie wir absolute Gewissheit verstehen, diese nicht geben. Es ist also sinnlos nach der absoluten Gewissheit zu suchen. Vielmehr ist es bedeutend, dass jeder Mensch einen Ausgangspunkt hat, der für ihn als einigendes Prinzip dient, nach dem dieser dann denkt und agiert. Die Frage nach der Wahrheit dieses Ausgangspunktes ist unbeantwortbar. Die Frage nach der Passbarkeit schon, denn aus dieser entscheidet sich, ob Menschen miteinander koppeln können oder eben nicht. Damit will ich natürlich nicht die Wichtigkeit des Wissens bestreiten, sondern einzig und allein die Existenz von absolutem Wissen.

Ich schätze beide Blogger sehr. Sie helfen mir beim Nachdenken und sind durchweg empfehlenswert. Vielen Dank für Eure Unterstützung!

Wir wollen denken!
Gebhard

Weitere Blogartikel zur Operation Monkey Business gibt es hier.

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Eingeordnet unter danke, Geschichten rund um Affenmärchen, off record, Offensive Monkey Business

Wie Sinn zum lebendigen Bestandteil von Unternehmenskulturen wird

Liebe Leserinnen und Leser,

bereits letzte Woche wurde ein Artikel von mir beim online Wirtschaftsmagazin perspektive:blau angenommen. Aufgrund der aktuellen Auftragslage komme ich allerdings erst heute dazu, darauf hinzuweisen ;).

Im Artikel zeige ich: Alle Trendforscher und Experten sind sich darin einig, dass Sinn zu einem zentralen Thema in der Unternehmensführung werden sollte. Leider leiern sie auch alle das gebetsmühlenartige Tantra der Sinnstiftung durch die Führung.

Vielen Dank an perspektive:blau, dass ich in meinem Artikel provokant schreiben durfte – Sinnstiftung ist Schwachsinn! Als Alternative zur dummen und anmaßenden Forderung nach mehr Sinnstiftung durch die Führung nenne ich als praktische Werkzeug für den Umgang mit Sinn im Unternehmen die Sinnkopplung.

Hier gibt es somit weitere Ausführungen darüber, was Sinnkopplung ist, wie sie sich im Firmenalltag nutzen lässt und warum sie im Gegensatz zu Sinnstiftung tatsächlich auch wirkt!

Viel Spaß beim Lesen!

Wir wollen denken –
Gebhard

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Eingeordnet unter Sinnkopplung - unternehmerisch mit Sinn umgehen

Flagge zeigen – Sinnvoll Wirtschaften ins Programm der Piraten bringen!

Liebe Leserinnen und Leser,

vor drei Tagen habe ich die Idee von sinnvollem Wirtschaften als politisches Thema der Piratenpartei in deren Onlineforum eingebracht. Kaum drei Stunden später hat mich ein Mitglied der Partei angerufen und gefragt, ob er nicht einen Antrag auf Aufnahme des Themas in das Parteiprogramm stellen kann?

Ich habe dem zugestimmt und heute Morgen erfahren, der Antrag steht hier im Liquid Feedback der Partei. Die Piraten haben mit der Technologie des Liquid Feedback eine Unterstützung, um Themen und Vorschläge mit vielen Mitgliedern schnell diskutieren zu können. Eine moderne Form, um Zugang zur Intelligenz der Massen zu bekommen, wie ich sie in Kapitel 6 beschreibe.

Natürlich braucht der Antrag gerade jetzt zwei Dinge:

  1. Aufmerksamkeit – bitte kopiert den Link (https://lqfb.piratenpartei.de/pp/issue/show/1578.html) und empfehlt ihn aktiv an Mitglieder der Priatenpartei weiter, die ihr kennt und an Menschen, die damit liebäugeln Mitglieder zu werden. Mögliche Medien sind:
    – Email oder SMS – kopiert den Link, beschreibt kurz worum es geht und versendet das Mail an Kontakte, die sich für die Piraten und/ oder Liquid Feedback interessieren.
    – Blog – Du betreibst einen eigenen deutschsprachigen Blog oder eine eigene Webseite mit dynamischen Inhalten? Dann verfasse einen kurzen Beitrag und werbe für die Aufnahme der Thesen des sinnvollen Wirtschaftens in das Programm der Piratenpartei.
    XING –  Du bist auf XING, LinkedIn, StudiVZ, Lokalisten, Facebook, google+, twitter oder … oder? Bitte poste den Link mit Verweis auf die notwendige Aktion. Ein Textbespiel:
    Macht sinnvolles Wirtschaften zum Programm der Piraten  https://lqfb.piratenpartei.de/pp/issue/show/1578.html
  2. Diskussion – bitte schaut euch den Text nicht nur an, sondern stimmt auch darüber ab. Kommentiert ihn, egal ob zustimmend, ablehnend, hinterfragend oder unentschlossen.

Die Piratenpartei ist ein tauglicher Hafen für unsere Ideen, da sie noch nicht festgelegt ist. Sie passt zu Affenmärchen, weil die Piraten gewollt auf die intelligente Masse setzen. Weil dort Ideen und Wege jenseits der bekannten politischen Systeme gesucht werden und eine Chance haben, auch Gehör zu finden.

Ich wäre begeistert, wenn der Antrag die erste Hürde nimmt und nicht gleich in 7 Tagen wieder sang- und klanglos im Netnirvana verschwindet. Ohne aktive Unterstützung kann das nicht gelingen!
Wer will, dass sinnvolles Wirtschaften breiter diskutiert wird?
Jetzt gibt es die Gelegenheit, das zu erreichen!

Ich freue mich auf euch!
Grüsse
Gebhard

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Eingeordnet unter off record

Die Ver(w)irrung mit der Sinnstiftung

Hallo Leserinnen und Leser,

heute möchte ich mich für einen Hinweis auf google+ und bei Dr. Kruse bedanken. In Kombination erlauben mir die beiden, einen zentralen Aspekt von Sinnkopplung zu verdeutlichen: Sinn stiften ist nicht möglich!

Doch bevor ich das näher erläutere, schaut euch den Zweiminüter von Dr. Kruse zum Thema Sinnstiftende Führung an, der mir via google+ empfohlen wurde:

Hier die Ver(w)irrungen anhand von Zitaten aus dem Video:

„Wir müssen uns in den entwickelten Märkten überlegen, wie wir dauerhaft Faszination erzeugen.“

Haben Sie es gemerkt? Herr Kruse geht weiterhin davon aus, dass wir (die Führenden) Faszination (bei den Geführten) erzeugen müssen. Er geht von einer klassischen Über-/ Unterordungssituation aus, in der ein (elitärer) Teil der Bevölkerung dafür verantwortlich zu machen ist, dass der Rest zur Faszination animiert wird. Genau diese formal hierarchische Aufgabenverteilung zerstört die Fasizination, die wir in allen Kinderaugen und vielen Kindertaten miterleben können. Aus Langeweile entstehen da häufig die beeindruckendsten Dinge, nicht aus – von anderen – erzeugter Faszination. Wir sollten mehr Zeit für Langeweile haben, anstatt ständig fremd-fasziniert zu werden. Ein paar Sekunden später erklärt er:

„Wenn es uns in unserer Welt nicht gelingt, ein Gefühl für die Sinnhaftigkeit unseres Tuns zu erzeugen, dann werden wir das mit der Faszination nicht hin bekomen.“

Hier drängt sich mir erneut die Frage auf, wer hier das Gefühl für wen erzeugt?
Richtig ist: Wenn es uns in unserer Welt nicht bald gelingt, sinnhaft zu handeln, dann werden wir an unserem eigenen Tun scheitern!
So lange wir davon ausgehen dürfen, dass die Verantwortung für Sinnhaftigkeit bei einer irgendwie geartet festgelegten Führungsschicht liegt, brauchen wir anderen uns ja nicht darum zu kümmern. Der Clou ist, sobald wir diese Verantwortung abgeben, ist auch ein anderer der Sündenbock, wenn das kollektive Handeln sich am Ende als sinnentleert herausstellt. Es geht korrekt weiter:

… sonst ist Faszination Partylaune, Partylaune kann ich auch immer kurzfristig erzeugen. Aber Partylaune hat keine Nachhaltigkeit, das ist nur der Hype des Moments. Was ich brauche ist Energie mit Dauer. Wie kann ich Menschen dazu bringen … dauerhaft ein hohes energetisches Niveau zu halten?“ – Im Abschnitt mit den Punkten bemerkt er – „Indem sie das, was sie tun als sinnhaft empfinden.“

Hier bin ich mit Herrn Kruse vollkommen einig. Partylauen haben wir schon genug und Menschen sind dann auf einem dauerhaft hohen energetischen Niveau, wenn sie das, was sie tun, als sinnhaft empfinden.

Allerdings gehen wir von dieser Erkenntnis aus getrennte Wege. Während er schon weiß, was zu tun ist und der Führung Sinnstiftung ins Aufgabenbuch diktiert, halte ich mich zuerst einmal mit dem Thema Sinn an sich auf.
Resultat dieser Auseinandersetzung: Zentrales Thema der Führung sollte in Zukunft Sinn sein – keineswegs Sinn stiften! Der Unterschied wird klar, wenn man erkennt: Jede(r) von uns findet für sich einen Sinn im Dasein oder eben nicht. Kein Mensch kann einem anderen von außen Sinn stiften!

Es ist der Unterschied zwischen

  • Reformation – Menschen sollen die Bibel so lesen können wie ich, selbständig darüber nachdenken und über sich ihre Erkenntnisse und Konsequenzen austauschen und
  • Missionierung – Die Heiden müssen (sollen) meinen wahren Glauben erkennen sowie annehmen und in Zukunft mit mir unseren gemeinsamen Gott und Herren anbeten und ihm in meinem Verständnis seines Wortes dienen. Gerade so wie ich es tue.

Herr Kruse ist ein Missionar für sein Verständnis für Leadership. So führt er weiter aus:

Hier wird auch wieder deutlich, was Leadership ist. Leadership ist die Fähigkeit Menschen in einer intelligenten Situation wach zu halten. Das ist eine Aufgabe: Ich muss nicht intelligent sein, sondern ich muss die Intelligenz der anderen wach halten. Das ist meine Aufgabe, das ist Leadership.“

Viele werden jetzt endlich wieder verstehen, warum sie von so vielen Führungskräften/ Leadern insgeheim annehmen, dass sie Dumpfbacken sind. Sie haben schlicht recht! Der Führende muss ja nicht intelligent sein, sondern nur die Intelligenz der anderen wach halten. Wer ein solches Selbstverständnis vor sich her trägt ist in hohem Maße episdemisch arrogant – das Wissen überschätzend. Es ist keineswegs auch nur annähernd so toll, wie es sich anhört. Mir kommen solch hohle Phrasen auch ab und an über die Lippen. Dann hoffe ich inständig, ich bemerke es, amüsiere mich über mich selbst und erzähle meine Dummheit als Anekdote weiter. Andere können sicherlich etwas daraus lernen. In diesem Sinne: Vielen Dank Herr Dr. Kruse, dass Sie sich in unseren Kreis der Pharsendrescher so überaus menschlich und durchschnittlich einreihen. Am Ende wird es allerdings noch mal richtig spannend:

„… Deshalb werden Führer in Zukunft nicht mehr so sehr Organisator sein, ja noch nicht mal Coaches. Ich glaube, dass Führungskräfte in Zukunft Sinnstifter sind und Vernetzer. Das heißt, sie bringen die Sinnhaftigkeit ins System und sie bringen die Fähigkeit zur Vernetzung mit. Also andere Menschen zu vernetzen sollte eine Fähigkeit von Leadership sein und andere Menschen mit Sinnhaftigkeit zu entzünden sollte eine Aufgabe von Leadership sein.“

Besser kann man die große Ver(w)irrung zum Thema Sinn kaum ausdrücken. Noch einmal, Herr Kruse  geht offensichtlich, wie viele Führer, davon aus, dass jemand so etwas wie Sinnhaftigkeit in einem anderen Menschen bewusst und gewollt entzünden kann. Er glaubt damit nach wie vor, dass er und die Führer der Zukunft die Sinn-Zügel in der Hand halten und die intrinsischen Fäden anderer kontrolliert zupfen können. Das ist schlicht falsch. Selbst wenn es gelingt, ist es mehr zufällig als gesteuert. Ob sich etwas sinnhaft entzündet wird allerdings auf jeden Fall – vermutlich sogar in hohem Maße unbewusst – vom anderen Menschen entschieden, nicht vom Führenden, wie Dr. Andreas Zeuch in Feel it! eindrucksvoll aufzeigt. Bleibt die Frage: Was sind denn dann die Aufgaben der zukünftigen Führer?

Hier eine sicherlich unvollständige Liste:

Vielen Dank noch einmal für die klärenden Worte an Herrn Dr. Kruse und an meine Kontakte bei google+, die mich auf dieses Video aufmerksam gemacht haben!

Grüße
Gebhard

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