Geld zum Fenster draußen und dann?

Geld_Schere_BlogbeitragHallo Liebe Leserinnen und Leser,

zur Zeit läuft eine Blogparade von Franziska Köppe zum Thema Projekt und Produkt. Sie steht im Zusammenhang mit dem diesjährigen Motto des PM-Camps in Stuttgart (am 08. und 09. Mai an der Hochschule der Medien).

In einem Gespräch darüber konnte ich zuerst wenig mit dem Thema anfangen. Während der Unterhaltung zeigt mir mein Gesprächspartner auf, wie eng Produkte und Projekte zusammenhängen. So ist praktisch jede/s neu entwickelte Produkt / Dienstleistung ein Projekt. Man kann sich jetzt streiten, wann es zu etwas anderem wird. Bei gelungener Markteinführung, nach Abschluss der Entwicklung, mit dem ersten Prototypen?

Ich selbst arbeite seit Jahren als Berater für Projekte in Forschung & Entwicklung. Die schiere Dauer dieser Vorhaben verstellte mir den Blick auf ihren Projektcharakter. Nachdem ich den Zusammenhang verstand kam die Frage: Hast Du dazu einen spannenden Aspekt aus Deinem Leben, den Du als Blogartikel zur Parade beitragen kannst?

Schnell kam mir eines der Affenmärchen in den Kopf, auf die ich kaum müde werde hinzuweisen. Die betriebswirtschaftliche Dummheit im Umgang mit Entwickler-Gehältern. Zum Zeitpunkt der Entwicklung weiß niemand, ob das Ergebnis irgendwann einmal wirtschaftlichen Erfolg hat. Dennoch bezahlen wir Entwicklern mit die höchsten Gehälter überhaupt. Firmen geraten regelmäßig in ökonomische Schieflagen mit kaum als waghalsig wahrgenommen, in Wirklichkeit allerdings haarsträubend riskanten Produkt-Zukunfts-Wetten.

Nebelgranaten wie Projektpläne und Budgets lenken unsere Aufmerksamkeit ab vom Risiko zu scheitern. Sie gaukeln uns vor: Solange wir die Aktionspläne, Timelines und Budgets einhalten, haben wir Erfolg. Gegenbeispiele gibt es zuhauf. Dazu lernt kaum jemand. Bei einem Treffen mit indischen Ingenieuren lernte ich einen Unternehmer kennen, der Zulieferer für die indische Automobilindustrie werden wollte. Dazu entwickelte er für ein spezielles Fahrzeug in einem Unternehmen mit 25 Mitarbeitern Bauteile auf eigenes wirtschaftliches Risiko. Er hatte nur die Zusage des Herstellers, dass dieser die Eignung seiner Bauteile prüft. Keine Abnahmegarantie, keine Preiszusage, nichts. In Konsequenz

  • nahm er in der Erwartung den Auftrag später zu bekommen einen Kredit auf.
  • finanzierte er die gesamte Entwicklung vor.
  • verdienten sowohl seine Ingenieure wie er selbst während der Entwicklung nur das allernötigste Einkommen.
  • war er in einer ständigen Kommunikation mit dem Kunden, um das Produkt in dessen Sinne zu designen.
  • bekämen alle einen hohen Anteil vom dann erzielten Profit, sollte der Fall eintreten, dass ihr Produkt gekauft würde, .

Seit ich diesen indischen Unternehmer kenne, fasziniert mich der Gedanke an diese Einkommensmechanik!

   Mehr zum Thema:

Wir wollen denken!
Gebhard

2 Kommentare

Eingeordnet unter 04 Requiem für die moderne Betriebswirtschaftslehre

2 Antworten zu “Geld zum Fenster draußen und dann?

  1. Pingback: Produkt & Projekt – Neuigkeiten aus der Blogosphäre | PM-Camp Stuttgart

  2. Diese indische Firma macht vieles richtig. Die Entwickler sind von Anfang an am Verkauf der neuen Produkte beteiligt: erst entwickeln sie fasziniert und auf ihr Ziel konzentriert neue Dinge und sind dabei „hungrig“ … und wenn gute Verkäufe losgehen, verdienen sie am Erfolg mit. Bei uns leider schwierig …. der Betriebsrat ist bestimmt dagegen, kompliziertes Vertragsrecht macht irgendwann Probleme ….

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