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Identität ist zur Integration von Menschen ungeeignet [2]

Meine Kinder wachsen in zwei Kulturkreisen auf, da meine Frau Spanierin ist. Die persönliche Identität meiner Kinder wird deshalb immer aus beiden kulturellen Identitäten bestehen. Sie dazu aufzufordern, sich für eine nationale Identität zu entscheiden, wie es etwa der deutsche Staat verlangt, wenn sie volljährig werden, heißt, sie zu radikalisieren. Das ist weder sinnvoll noch gesund, eine solche Forderung ist schlicht krank. Ganz ähnlich geht es beispielsweise Verkaufsmitarbeitern. Um ihren Job gut zu machen, wird von ihnen verlangt sich mit der Kundensituation zu identifizieren, damit ihr Arbeitgeber dabei nicht auf der Strecke bleibt, sollen sie sich auf jeden Fall auch mit dem eigenen Unternehmen identifizieren. Je nachdrücklicher eines der beiden Objekte – Kundensituation oder Unternehmen – die Loyalität zur eigenen Identität einfordert, umso wahrscheinlicher ist, dass der in den Zwiespalt gedrängte Mensch einen der beiden übervorteilt. Er sollte sich nicht für oder gegen Identitäten entscheiden müssen. Stattdessen, sollte er den Raum und die Freiheit haben, identifiziert und sinnvoll zu handeln.

Was ist die Moral? Es hilft uns, über Identität zu sprechen und auch, sie zu formulieren und irgendwo öffentlich zu machen. Für das Wohl des Unternehmens sollte sie allerdings ein andauernder Kommunikationsprozess und somit wachsweich bleiben. Anstatt in diesem Austausch zu versuchen, die Identität zu fassen zu bekommen und zu präzisieren, sollte er dazu dienen, effektiv über den Prozess des sich Identifizierens zu kommunizieren. Jourfixes und Teambesprechungen sind dazu sicherlich weniger geeignet als ein moderierter Dialog oder andere integrierende Gruppen-Kommunikationsmethoden.
Menschen brauchen Identifikationsfläche, sie brauchen allerdings auch Interpretationsraum und die Toleranz der anderen. So nützlich eine klare persönliche Identität ist, die des Unternehmens sollte sich stets anpassen können. Sie darf nicht in Stein gemeißelt sein. Sie kann nicht das Fundament sein, auf dem unternehmensübergreifend über drinnen oder draußen, richtig oder falsch, wir oder die entschieden wird. Wenn Führung eine scharf gestellte Unternehmensidentität als Grundlage für Rechtsprechung im Unternehmen nutzten kann, korrumpiert sie damit augenblicklich Sinnkopplung. Etwa im Sinne einer Entlassungs- oder Versetzungskommunikation:
„Lieber Kollege, es ist doch offensichtlich, dass ihre ständige Kritik und das unaufhörliche Hinterfragen meiner Entscheidungen unserer Identität einer kollegialen und auf win-win ausgelegten Zusammenarbeit widerspricht …“

Eine Identitäts-Doktrin schafft Fanatismus, ganz ähnlich wie in Staaten, in denen die Religion Recht spricht. Sie fördert sicherlich keine sinngekoppelten Mitarbeiter – angstgekoppelte schon. Am Anfang von Sinnkopplung steht ein Mensch, der sich selbst in seinem Sinne erfüllen will, darüber dann natürlich auch reflektieren und Auskunft geben kann. Später im Kapitel erläutere ich anhand der Begriffe Eigen- und Fremdsinn, wie eine scharfe Unternehmensidentität, die für fast alle ein einflussnehmender Fremdsinn ist, den eigenen, persönlichen Sinn angreift und Sinnkopplung behindert.

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