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Hochschlafen kann man sich überall!

Eine wunderbare Geschichte zur Dummheit von Organisationen, die sich an klare Regeln anstatt an Kommunikation und Aufmerksamkeit halten. Sie hat sich glaubhaft so zugetragen, da sie vom Erzähler selbst und verschiedenen Kollegen bestätigt wurde.

Gerne wollte ich in einem Industriebetrieb arbeiten. Vorgabe für eine Einstellung war allerdings, dass man eine Empfehlung eines Mitarbeiters vorweisen konnte. Diese Empfehlung hatte ich nicht und ich kannte auch keinen Mitarbeiter persönlich, der mir eine solche gegeben hätte.
Was konnte ich anbieten? Meine Fachkenntnis, mein Studienabschluss, meine Teamfähigkeit, meine Motivation? All das wurde ohne Empfehlung nicht berücksichtigt. Wie also diese Hürde nehmen?
Am Ende brachten meine Jugend und die Langeweile der Frau eines Abteilungsleiters die Lösung. Mit der Frau begann ich eine Affäre und wurde so zu einem Freund der Familie. Schon bald sprach mir ihr Mann die Empfehlung aus und ich erhielt meine Anstellung.

Was sagt man dazu. Sex für die Karriere funktioniert auch in traditionell angestaubten Industrieunternehmen und ist beileibe keine allein weibliche Domäne.

Grüsse
Gebhard

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Eingeordnet unter Geschichten rund um Affenmärchen, off record

09 Kein Ring sie zu knechten

Im Film Pretty Woman umschlingt die Prostituierte Vivian lasziv ihren Kunden Edward in der Badewanne und erklärt ihm im romantischen Idyll der New Yorker Penthouse-Suite, dass ihre Beine von den Zehen bis zur Hüfte ein Meter und zehn Zentimeter lang sind. Die Stimmung ist entspannt und doch voll prickelnder Erotik. Mit Champagner und hors-d’œuvre wird veranschaulicht, wie gut es Prostituierten gehen kann.

Wie es wirklich ist, wissen wir nur vom Hörensagen. Ich stelle es mir so vor: Da gibt es Frauen und Männer, denen macht Sex unglaublich viel Spaß. Sie haben so phantasievolle Wünsche und derart viel Bedarf, dass sie ihre Lust gerne mit der Möglichkeit verbinden, ihr Einkommen daraus zu bestreiten. Nehmen wir einmal an, dass sind so vierzehn bis siebzehn Prozent in diesem Gewerbe. Ein erfülltes Leben!

Daneben gibt es eine Gruppe von Menschen, die sind irgendwie in die Sache hinein geraten und arrangieren sich damit, es ist ja auch nicht so, dass jeder Zuhälter per se ein Mistkerl und jede Puffmutter eine Ausbeuterin ist. Zudem hört man ja auch immer wieder, dass es die Freier gibt, die nur reden wollen. Da ist es eben, wie auf der Herbertstrasse, eine grundsolide Arbeit mit unterschiedlichen Fachbereichen, wie Oben-Ohne-Bedienung, Tabledance oder Erotikfilme, man muss ja nicht immer gleich an die Hardcore-Front. Gehen wir davon aus, dass das  der größte Teil der Gruppe mit zweiundfünfzig bis fünfundfünfzig Prozent ist. Ein arrangiertes und nicht zwingend schlechtes Leben!

Bleibt der Rest, Menschen, die sich nicht arrangiert haben und schon gar keine Lust verspüren, diesem Geschäft nachzugehen. Frauen, Männer und Kinder, die gewaltsam gezwungen und erpresst werden, die aus schierer Verzweiflung diesem Gewerbe nachgehen. Die von Zuhältern ausgebeutet und misshandelt werden. Sie leben in ständiger Angst um ihr Leben. Im Beispiel – und ich kann mir gut vorstellen auch in der Welt – bleiben immerhin einunddreißig bis vierunddreißig Prozent der im Sexgewerbe tätigen Menschen übrig, die unter diese Kategorie fallen. Zerstörte Existenzen!

Das passt nicht nur scheinbar zufällig wie die Faust aufs Auge zum DGB-Index Gute Arbeit 2010. Dieser Index „leistet … eine Arbeitsberichterstattung nach Maßgabe der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.“ (DGB Index Gute Arbeit 2009). Die repräsentative Stichprobe ist damit eine äußerst wertvolle Information darüber, wie abhängige Angestellten ihre Arbeit erleben. Bezeichnend ist dort, dass nur fünfzehn Prozent Gute Arbeit haben. Ganze dreiunddreißig von hundert haben Schlechte Arbeit und zweiundfünfzig Prozent empfinden ihre Arbeit als mittelmäßig. Manchen mag es überraschen, doch ausgerechnet der Sinngehalt der Arbeit ist laut dieser Studie der wichtigste Faktor, um Arbeit als gut zu empfinden. Einkommen erhält, neben Karriere, mit weitem Abstand die rote Laterne. Das heißt: Gerade einmal ein starkes Zehntel der Beschäftigten wird per Sinnerfüllung an ihre Arbeit gebunden. Knapp neun von zehn Beschäftigen binden sich demnach aufgrund von Geld oder gesellschaftlichen Zwängen und, um im Bild zu bleiben, prostituieren sich ein wenig bis vollkommen.

Da stellt sich die Frage: Beschäftigen Sie Prostituierte oder sind Sie gar auch ein(e) Prostituierte(r)? Einfach wäre, die Verantwortung an der Beschäftigungsprostitution den Unternehmen zu geben, die es nicht schaffen, sinnvolle Arbeit anzubieten. Zu einfach, denn am Ende entscheiden wir Menschen, wie im achten Kapitel bereits beschrieben, ganz individuell, ob wir sinnkoppeln oder nicht. Will sagen, auch wenn sich Unternehmen anstrengen, Sinn-Angebote an die Stelle von existenzbedrohenden abhängigen Beschäftigungsverhältnissen zu setzen, entsteht daraus nicht zwangsläufig Sinnkopplung.

Und da ist sie wieder, die Crux mit dem freien Willen. Menschen können arbeiten wollen, mehr als zwei drittel von uns tun es nur nicht, wir müssen arbeiten. Damit wir es auch wollen, muss Arbeit unsere Sinnsuche erfüllen, dann koppeln wir an. Schafft sie das nicht, bringt jeder Einzelne genau die Leistung, die er für angemessen hält. Nicht nur, dass das überhaupt nichts mit der Leistungsvorstellung eines Unternehmens zu tun hat, es wird dabei auch kaum jemand sein volles Potential entfalten. Der gesellschaftlich benötigte radikale Wandel und Erfolg, den unser freier Wettbewerb leisten soll, wird so kaum zustande kommen.

Der Vorteil für uns Menschen ist, dass niemand nachweisen und kontrollieren kann, ob wir unser Leistungspotential vollständig ausschöpfen. Das Problem: Für Unternehmen, selbst mit dem verständlichsten Sinnangebot, gibt es keine Garantie für Sinnkopplung.

Wünschenswert ist, aus den heutigen dreizehn Prozent zumindest fünfundzwanzig Prozent, ein Drittel oder gar über vierzig Prozent zu machen. Dazu müssen wir gängige Annahmen über den Haufen werfen und zumindest vor dem geistigen Auge massenhaft, nämlich knapp 90 Prozent, aus ihren abhängigen Arbeitsverhältnissen entlassen. Es ist nicht Aufgabe von Führung, Sinnkopplung herzustellen. Es ist Aufgabe aller Mitarbeiter, aufeinander zu achten, denn ein entkoppelter Kollege fügt dem Unternehmen Schaden zu. Ein Mensch, der sich in seiner Arbeit der Sinnerfüllung entzieht, nimmt billigend in Kauf, dass das Unternehmen schlechter läuft, als es könnte. Damit gefährdet er die Existenz des Unternehmens und in Konsequenz seine Existenz und die seiner Kollegen.

Führung kann ihren Teil beitragen und mit dem Unternehmen nach Sinnkopplung streben. Dennoch sind alle Menschen aufgefordert, erkannte Entkopplung nicht hinzunehmen und stattdessen damit offen, verständig, tolerant und dennoch bestimmt umzugehen. Dafür muss die Organisation raus aus Schuldzuweisung, Anklage sowie Bestrafung und hinein in Dialog, Diskurs, Vereinbarung, Entscheidung und Handlungskonsequenz. Ein entkoppelter Mensch ist de facto bereits frei gesetzt. Ihm dabei zu helfen, die für ihn richtige Arbeitssituation zu finden, ist nicht nur gut für ihn, sondern auch für das eigene Unternehmen und eine optimistische und gesunde Unternehmenskultur.

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Gewalt ist eine Lösung

Manuel, seines Zeichens Vertriebsgeschäftsfüher, wusste von sich, dass er ein temperamentvolles Gemüt hatte. So zumindest der Versuch von denen, die ihm wohlgesonnen waren, seinen Charakter mit Humor positiv zu umschreiben. Hinter vorgehaltener Hand oder nach dem dritten Glas Wein sinnierte er gerne darüber, dass es für ihn dazugehörte, Mitarbeiter die in seinen Augen nicht richtig arbeiteten, auch mal vor versammelter Mannschaft abzuwatschen. Bildlich gesprochen versteht sich. Zum richtigen Zeitpunkt ein Exempel statuieren, so lehre die Geschichte, schweißt Organisationen zusammen und stutzt allzu eifrige Emporkömmlinge zurecht. Wer keine Angst vor ihm hatte, konnten die Euphorie in seinen Augen glitzern sehen, wenn er gerade einmal wieder statuierte oder darüber sprach.

Durch das neue Veränderungsprojekt, das vor vier Monaten begann, hatte er eine ganz andere Dimension seiner Leidenschaft entdeckt. Die Exekution für eine höhere Sache. Seit sie sich mit den Beratern zusammen vorgenommen hatten, nicht nur einen Prozess neu zu strukturieren, ein neues Produkt zu entwickeln oder die Administration zu verschlanken, sondern stattdessen die gesamte Kultur und vor allem das Management an sich zu reformieren, seitdem konnte er gar nicht mehr an sich halten. Seine Energie floss auf der einen Seite in produktiv konstruktive Aktionen wie die spontane Einbeziehung von Mitarbeitern aller Ebenen und Bereiche in Restrukturierungsworkshops. Auf der anderen Seite verpasste er keinen Moment, um im Namen der neuen Philosophie alte Rechnungen zu begleichen, etwa indem er unliebsame Kollegen regelmäßig ob ihrer augenscheinlichen Dummheit bezogen auf die neue Kultur öffentlich mobte. Natürlich hatte er das alleinige Recht zu verstehen, was diese neue Kultur ausmachte. Es war die Mischung aus vorwärts Stürmen und das Kriegsbeil nieder krachen lassen, wie man es aus modernen Heldenepen a lá Braveheart oder auch Mangastreifen im Stile von Kill Bill kennt. Natürlich ohne Blutvergiessen oder abgetrennten Gliedmaßen. Die Gewalt, die er im Namen der Sache ausüben konnte, genoss er und zelebrierte sie.

Wir alle kennen solche Menschen. Brachiale Egoisten, die keine Scheu haben, Gewalt auszuüben, um einen persönlichen Vorteil zu erreichen. Vielleicht haben Sie jetzt gerade das Bild einer solchen Person aus ihrem Umfeld vor Ihrem geistigen Auge? Schrecklich, unmoralisch, ethisch zweifelhaft und doch sind gerade auch sie faszinierend. Das System scheint sie zu brauchen, so wie unser Immunsystem weiße Blutkörperchen braucht, die einen Krankheitserreger auch nicht erst einmal danach fragen wie es ihm geht und wie schwer seine Jugend war, bevor sie ihn auffressen. Wie sonst wäre es zu erklären, dass wir sie in unseren Unternehmen immer wieder gewähren lassen. Sie blasen sich auf, teilen ordentlich aus, sind selbst mimosenhaft sensibel, hängen den Macho oder die streitbare Amazone heraus, spielen mit allem was sie haben – Kraft, Sex, Macht – und haben ungeschminkte Lust an ihrem Verhalten. Zum Glück sind wir anders, haben Anstand und Moral, sind ethisch, mitfühlend und kennen die guten Manieren zwischenmenschlichen Verhaltens.
Die Gewalt dessen, der verbal oder physisch auf einen anderen einschlägt ist unverhohlen, offen, transparent. Die Gewalt derer, die via Gerüchteküche, Politik oder Meinungsäußerung in Abwesenheit der Betroffenen Rangordnungen und Verantwortungen verändern, ist gedeckelt, zurückgezogen, undurchsichtig. Dennoch ist beides Ausdruck von Gewalt und wer es noch nicht gemacht hat werfe den ersten Stein aus seinem Glashaus heraus. Robin Dunbar erkennt in der Sprache, die zu mehr als sechzig Prozent aus Klatsch und Tratsch besteht, vor allem den Nutzen, dass wir uns nicht mehr prügeln müssen. Wir können unsere Rangkämpfe jetzt abstrakt ausführen. Allerdings bleiben es Rangkämpfe. So stellen sich die Integren und moralisch Korrekten über die primitiven physischen Gewalttäter und beanspruchen, gewaltfrei zu sein.
Erst wenn wir anerkennen, dass Gewalt zu uns gehört wie Fortpflanzung, Essen, Trinken und Atmen, dass sie ein natürlicher Anteil unserer Menschlichkeit ist, dass wir Lust empfinden, wenn wir sie ausüben und wenn wir uns dann auch in dieser Beziehung annehmen wie wir sind, können wir anfangen, mit unserem Gewaltpotential, das sicherlich sehr unterschiedlich ist, konstruktiv umzugehen. Bis dahin werden wir sie weiterhin gerade in unserer Arbeitswelt gegen andere Menschen richten. Schließen wir Frieden mit unserer eigenen Gewalt und geben ihr einen Raum, sei es im Sport, in Schachturnieren, beim Improvisationstheater, in der Malerei oder bei lauter Musik aus dem Autoradio, dann werden wir fähig wirklich zu kooperieren!

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