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Rente ab Null, arbeiten bis 90 und länger sowie mindestens 5 Jobs gleichzeitig!

Bilder "Nachtmahr" und "Adam und Eva im Garten Eden" aus WikipediaLiebe Leserinnen und Leser,

ist der heutige Titel eher ein Horror- oder doch ein Wunschszenario? Ich hoffe er weckt zumindest Gefühle – auch Entsetzen ist ein solches ;)!
Mir gehen die Diskussionen über die Rente, die Altersarmut, die unselbständigen Twens, die immer noch bei den Eltern wohnen und die armen Menschen, die 5 Jobs brauchen, um über die Runden zu kommen, auf die Nerven. Dabei will ich den vielen öffentlichen Debatten gar nicht widersprechen.

  • Es ist ein Armutszeugnis, wie viele alte Menschen leben müssen, weil zu mehr das Geld nicht reicht.
  • Es ist peinlich, wenn fertig studierte Menschen nicht bei den Eltern ausziehen können, weil ihnen das Geld dazu fehlt, da sie sich zur Generation Praktikum zählen müssen.
  • Und es ist eine Schande, dass Menschen selbst mit 5 (Drecks-)Jobs noch immer zu wenig verdienen, um mit ihren Kindern mal ohne Sorgen Eis essen zu gehen.

Das stimmt und wer denkend im bestehenden System verharrt, der wird hier bis zum St. Nimmerleinstag Arbeit damit haben, unlösbare Probleme zu verwalten. Mir hilft in solchen Momenten diese Methode:

Nehmen wir die beschriebenen Probleme und formulieren wir sie als ob sie das Paradies auf Erden wären. Was ist zu ändern, damit es diesen paradiesischen Zustand gibt?

Folgende Geschichten aus meinem Leben sollen verdeutlichen, warum ich die Hoffnung habe, dass die tagtäglich durch die Medien getriebenen Niedergangsszenarien, eigentlich ein Paradies beschreiben:

Rente ab Null:

Vor etwas mehr als 4 Jahren hatte ich das Glück Daniel Häni persönlich in der Mitte in Basel zu treffen. Es ist nicht so, dass er mir sehr sympathisch war, doch was er gesagt hat, bestimmt mein Leben noch heute. Wir haben uns im Café über das Bedingungslose Grundeinkommen unterhalten. Folgende Gedanken lassen mich seither nicht mehr los:

  • Wie würden wir Kinder erziehen/ mit ihnen umgehen die wissen, dass sie mit 16, 17 oder 18 nicht mehr finanziell von ihren Eltern abhängig sind? Was würden wir ihnen beibringen wollen?
  • Wie würden wir mit Erwachsenen umgehen, die jederzeit ihre Arbeit in ihrer Firma niederlegen können, weil sie keine finanzielle Abhängigkeit zur Firma haben?

Allein über die Antworten auf diese Fragen nachzudenken macht mich zufrieden und oft sogar glücklich. Sie geben mir Hoffnung und Vertrauen in uns Menschen. Ich kann nur jedem empfehlen darüber nachzudenken, denn meine Erkenntnisse daraus machen mich toleranter, erinnern mich daran respektvoll mit meinem Mitmenschen umzugehen, lassen mich meine Kinder noch mehr lieben (wenn das möglich ist ;)) und geben mir mehr Zuversicht, dass wir unsere Probleme in den Griff bekommen, als alles, was ich tagtäglich in den Medien höre und sehe.

Arbeiten bis 90 und länger

Vor knapp 3 Wochen haben wir uns mit unseren Vermietern getroffen. Es handelt sich dabei um ein rüstiges Ehepaar. Wir haben über mehr als nur das Mietverhältnis und die notwendigen Arbeiten am Haus gesprochen. Thema war auch, wie es ihrer Firma – sie haben einen Produktionsbetrieb mit 30 Mitarbeitern – und meiner Selbständigkeit geht. Am Ende des Gesprächs hat er uns verraten, dass er bereits Mitte 80 ist. Ich war baff! Nie im Leben hätte ich ihn älter als Anfang 70 geschätzt. In unserem Gespräch behandelten wir die Risiken durch den Onlinehandel ebenso wie globale Entwicklungen von Rohstoffpreisen etc.. Diese Aktualität im Geist paart sich mit einer Altersweisheit und Ruhe, auf die man neidisch werden kann. Nicht nur bei diesen beiden Menschen, auch bei anderen älteren Bekannten erkenne ich klare Muster:

  • Wer noch einer anspruchsvollen und für sich sinnvollen – sowohl geistig, wie auch körperlich – Arbeit nachgeht (egal ob erwerbsorientiert oder nicht), ist geistig und körperlich fitter als alle „joggenden“ Pensionäre, denen ich begegnet bin.
  • Immer mehr Menschen werden körperlich gesünder älter.

Und ich stelle mir die Fragen:

  • Wie gehe ich heute mit meinem Geld um, wenn ich mit 70 noch gerne einer erfüllenden Arbeit nachgehen will, kann und darf?
  • Wer hat eigentlich das Naturgesetzt eingeführt, nach dem man mit dem 65 Lebensjahr arbeitsunfähig wird und wer bitteschön hat daraus die Regel abgeleitet, dass es besser wäre, diesen Zustand bereits vor dem 65-sten Geburtstag zu erreichen?

Mindestens 5 Jobs gleichzeitig

Zu Beginn meiner Selbständigkeit hatte ich einen einzelnen großen Kunden, mit dem ich ≥97% meines Umsatzes machte. Das Paradies!?
Im Grunde war ich ein Angestellter mit einem überdurchschnittlich hohen Einkommen für meine Aufgaben. Der Neid einiger (unechter) Kollegen war mir ebenso sicher, wie die Freude über spontane Kurztrips nach Mallorca, Barcelona und Irland.

Nach 42 Monaten im Garten Eden der abhängig Arbeitenden hat irgendein mir unbekannter Adam in irgendeinen virtuellen Apfel gebissen und mein Herr hat mich aus dem Paradis verjagt. Als Grund musste ein Kostensenkungsprogramm mit einem 5-buchstabigen Akronymnamen herhalten. Jetzt wurde der Unterschied zwischen mir und den (unechten) Kollegen deutlich: Ihr „unterdurchschnittlicher“ Verdienst wurde auch in Krisenzeiten bezahlt!

Mit dieser Erkenntnis im Gepäck entschied ich für die Zukunft, ein höheres „überdurchschnittliches“ Einkommen zu fordern, um auch Krisenzeiten überstehen zu können, in denen man aus dem Paradies verbannt war! Doch das reichte nicht, denn zuerst musst ein anderer zahlungswilliger Herr gefunden werden. Die Suche gestaltete sich langwieriger als angenommen, doch am Ende gelang es ;)! So erneut im sicheren Hafen angekommen, wähnte ich mich im Glück. Doch Erstens kommt es anders …
Nach weiteren 18 Monaten im neu gefundenen Paradies – diesmal mit Krisen-Airback – kam die nächste Flaute und das nächste Akronym-Programm. Ich lehnte mich zurück und dachte: „Kein Problem, diesmal hattest Du ja ein ausreichend hohes Einkommen!“ Doch weit gefehlt. In der Wirtschaftswelt gibt es Herren, die bezahlen nicht! Anstatt also in Gelassenheit die Krise abzuwarten, war ich erneut mittendrin.
Heute habe ich das Risiko des Einkommens wie auch das Risiko des Ausfalls auf mindestens 5 Kunden verteilt. Ich wähne mich dennoch nicht im Paradies und bleibe Aufmerksam im Bezug auf Krisen, Zahlungsausfälle etc.. Alles in allem funktioniert das seit 48 Monaten ganz gut – mit einem positiven Ausblick auf die kommenden 6!

Schaue ich auf meine Situation und auf die Berichte im Fernsehen, kommen mir folgende Fragen:

  • Ist es wirklich so schlimm, ≥5 Jobs bei unterschiedlichen Unternehmen zu haben? Oder ist der Mangel vielmehr nur und nur darin zu finden, dass selbst die Summe des eingenommenen Geldes aus 5 Jobs nicht zum Leben reicht?
  • Ist es ideal für mich und meine Freiheit, wenn ich ausschließlich für einen Herrn/ Kunden arbeite?

Aus meinen Erlebnisse komme ich zu folgendem Zwischenresultat für mein Arbeitsleben:

In meinem Paradies …

  • habe ich ein bedingungsloses Grundeinkommen, mit dem ich keine großen Sprünge machen kann, ich mich allerdings auch nicht für einen ungeliebten Herrn verdingen muss.
  • schreibt mir keiner vor, wann ich aufhören soll zu arbeiten und mich in meiner Arbeit sinnhaft zu erfüllen.
  • gewinne ich zusätzliche Freiheit dadurch, dass ich mich – auch im Ideal – auf mehr als einen Arbeitgeber, einen Kunden, ein Geschäftsmodell, ein Produkt oder eine Dienstleistung stützen kann?

Mein Paradies charakterisiert sich durch drei Rahmenbedingungen, die im heutigen System mehr als undenkbar, nämlich schädlich sind. Zwei von diesen Rahmenbedingungen kann ich Stand heute einigermaßen stabil selbst herstellen und bin sehr zufrieden damit!

Wir wollen denken!
Gebhard

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Eingeordnet unter Fixstern Mensch, off record

Wenn alle Arbeit haben, ist alles gut [1]

Kennen Sie noch Norbert Blüm? Er ist für den Satz bekannt „Die Rente ist sicher!“ Dieser Satz hat ihm zweifelsfrei mehr Berühmtheit eingebracht als alle Jahrzehnte seines politischen Schaffens davor. Schon als er ihn voll Inbrunst aussprach, erkannten wir alle den Witz, der in ihm wohnte. Lassen Sie mich an dieser Stelle also ein wenig ironisch werden.

In Deutschland bekommt man die Rente im Rahmen eines Solidarausgleichs. Das bedeutet: Den Rentenversicherungsbeitrag, den die Solidargemeinschaft am ersten Februar bezahlt, erhalten die Pensionäre am Fünfzehnten desselben Monats als Rente überwiesen. Niemand spart für die Rente!

Laut dem Rentenversicherungsbericht 2009 kommen derzeit auf jeden Beitragszahler 0,55 Rentner, also etwas weniger als zwei rentenversichert Beschäftigte bezahlen einen Rentner. Liest man den Bericht weiter, werden es im Jahr Zweitausenddreiundzwanzig 0,62 Rentner auf jeden Beitragszahler sein. Sicherlich wussten Sie das schon. Weiß doch seit Norbert Blüm nun wirklich jeder. Und jeder weiß auch: Wir müssen die Arbeitslosenquote senken und dann lösen sich die Rentenprobleme von alleine. Wir brauchen also mehr Beschäftigte, sonst bricht das System unweigerlich zusammen.
Geht das überhaupt? Werden wir überhaupt so viel Arbeitsplätze haben? Ist es realistisch Vollbeschäftigung anzustreben? Antwort: Nein!
Doch gehen wir der Frage von einer anderen Richtung her auf den Grund. Wie ist es denn mit der Vollbeschäftigung gewesen in den letzten 50 Jahren? In der Datenbank des statistischen Bundesamtes findet sich dazu Einiges. Die qualitativ brauchbaren Daten gehen bis in die achtziger Jahre zurück. Doch bevor wir zu den Zahlen kommen können, gibt es noch einen Hinweis und die Klärung von Fachbegriffen.

Hinweis:
Es ist mir bewusst, dass an Statistiken – wie auch denen des Statistischen Bundesamtes – vor allem interessant ist, was sie nicht sagen. So gibt es in den nachfolgend zitierten Statistiken keine Hinweise auf Punkte wie die Schwarzarbeit, RentnerInnen, die noch etwas nebenher verdienen oder Ähnliches. Ich blende diese Unzulänglichkeiten der Statistik aus, um einen Irrwitz aufzudecken, der in der Statistik sehr wohl sichtbar und dennoch weithin unbemerkt ist.

Der Unterschied zwischen Erwerbspersonen und Nichterwerbspersonen:

Das Statistische Bundesamt definiert Erwerbspersonen wie folgt: „Erwerbspersonen sind Menschen, die im Bundesgebiet wohnen und eine auf Erwerb – auf Einkommen – ausgerichtete Tätigkeit ausüben oder suchen, also Selbständige, mithelfende Familienangehörige und abhängig Beschäftigte.“ Die Erwerbspersonen ergeben sich aus der Summe der Erwerbstätigen und der Erwerbslosen.
Nichterwerbspersonen sind demgegenüber nicht, wie zu vermuten wäre, die Arbeitslosen, das sind ja die erwerbslosen Erwerbspersonen. Nein, es sind Menschen, die keine auf Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben oder suchen. Also: Rentner, Hausfrauen und – wie es beim Statistischen Bundesamt definiert wird – alle Personen unter fünfzehn zählen grundsätzlich zu den Nichterwerbspersonen.

Nach dieser Klärung, können wir uns jetzt die Statistiken anschauen und erfahren dort, dass die Arbeitslosenquote nur etwas mit den Erwerbspersonen zu tun hat. Die Erwerbspersonen wiederum sind bis ins Jahr Zweitausendneun Menschen im wunderbaren Alter zwischen fünfzehn und fünfundsechzig Jahren. Alle anderen zählen nicht dazu. Unter diesen knapp einundvierzig Millionen Menschen, sind dann wiederum etwas mehr als drei Millionen Erwerbslose. So kommen wir zu einer Erwerbslosenquote von rund acht Prozent, die wir Erwerbstätigen natürlich mit finanzieren. Zu diesen Erwerbslosen kommen die schon erwähnten Rentner mit ihrer Quote von 0,55 Rentnern pro Beitragszahler, die Hausfrauen, die keine Erwerbstätigkeit suchen, viele behinderte Menschen und natürlich alle Kinder bis zum fünfzehnten Lebensjahr. Summiert man das einmal auf, entdeckt man: Grob achtunddreißig Millionen Erwerbstätige finanzieren rund vierundvierzig Millionen Menschen ohne Erwerb – die Nichterwerbspersonen plus die Erwerbslosen.
Schieben wir einmal beiseite, dass die ungefähr vier bis fünf Millionen beim Staat Beschäftigten ja eigentlich auch von den anderen bezahlt werden und gehen wohlmeinend davon aus, dass wir sie brauchen, um uns zu verwalten, zu koordinieren, zu überwachen unsere Kinder auszubilden und anderes mehr.
Es bleibt die unglaubliche Zahl von vierundfünfzig Prozent Menschen, die keinem Erwerb nachgehen und von uns sechsundvierzig Prozent Beschäftigten mit durchgeschleppt werden. Und da rede einer noch einmal vom Mangel an Solidarität.

Die Quote ist beeindruckend: Auf jeden Menschen, der im Bundesgebiet einem Gelderwerb nachgeht kommt mehr als ein Mensch, der nicht einmal eine Erwerbstätigkeit sucht. Hätten Sie das gedacht?
Na ja, könnte man jetzt sagen, das ist ja auch kein Wunder mit der Krise, dem Wohlstand, dem zunehmenden Drückebergertum, das man aus dem Fernsehen kennt. So ist es eben, das einundzwanzigste Jahrhundert. Da frisst sich der eine auf Kosten des anderen durch und das Ministerium für Arbeit und Soziales klatscht dazu in Bierzelten. Früher, noch vor der Wende, da war es noch anders.

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Eingeordnet unter 01 Arbeit platzt, Wenn alle Arbeit haben, ist alles gut

Vereinbarungen brechen [2]

Unternehmen als Staat im Staat verschwinden. Vor fünfzehn Jahren galt man noch als verbeamtet, wenn man den Vertrag bei Daimler, Siemens, Bosch … unterschrieben hatte. „So lang man keine silbernen Löffel klaut …“ wurde unter nicht wirklich vorgehaltener Hand gefeixt oder gelästert – je nachdem ob man drin war oder draußen. Heute verweisen Führungskräfte dieser Unternehmen Berater freundlich vor die Tür, die ihnen etwas von Drei-Jahres-Strategie oder noch längeren Zeiträumen erzählen. Selbst in den Forschungs- und Entwicklungsbereichen ist man froh, wenn die kommenden sechs Monate arbeitsinhaltlich überschaubar oder sogar stabil sind. Mit den Turbulenzen in den Inhalten sind auch Degradierungen, Auslagerungen in Auffanggesellschaften, Gehaltseinbußen und dergleichen verbunden. Selbst „beim Daimler“ kann man sich nicht mehr auf den eigenen Lorbeeren ausruhen. „Harvester“, wie die Versicherungsbranche liebevoll die Mitarbeiter nennt, die ihre erarbeiteten Pfründe verwalten, sterben aus und mit ihnen das Beamtentum in den Konzernen. Vergessen Sie also die Vereinbarung, dass Großunternehmen einen geordneten Arbeitsablauf, feste Arbeitszeiten, sichere Urlaubsentgelte und all die anderen Komfortzuwendungen bieten. Selbst wenn der Konzern Sie noch so gern als dauerhaft funktionierendes Rädchen im Getriebe kaufen möchte, er kann es sich oft nicht mehr leisten.

Aus der Traum von finanzieller Unabhängigkeit aufgrund anständiger Arbeit. So wie Edus Vater wird es in meiner Generation, die noch nicht das fünfzigste Lebensjahr vollendet hat, niemandem ergehen. Die Wenigsten der angestellt Beschäftigten werden sich gelassen mit den Worten zurücklehnen können: „Finanziell bin ich durch, das ist eine runde Sache und es bleibt immer noch Energie und Zeit für was Neues.“
Auf den Staat können wir da auch nicht mehr zählen. Von einer ausreichenden Rente mit siebenundsechzig hat der sich seit den Riestergesetzen ohne großes Tamtam öffentlich verabschiedet. Bei den meisten Beschäftigten ist das seltsamerweise noch nicht angekommen. Gerade die Angestellten, die mittleren Führungskräfte und die Studierten unter uns glauben, sie bekämen es noch hin, finanzielle Unabhängigkeit oder sogar Freiheit zu erreichen. Langzeitbeobachtungen sagen etwas anderes. Da verschwindet die Mittelschicht zusehends. Wenn wir nicht bald anders handeln, wird es zwar weniger aber dafür noch reichere Reiche geben und viel, viel mehr Arme.
Konsequent weiter gedacht, befinden wir uns an der Schwelle zu einer erneuten Epoche des Glücksrittertums. Für die Zukunft des Profits aus Beschäftigung stellen sich folgende Archetypen vor:

  • Glücksritter: Der charmante Gentleman-Gauner à La Ocean aus dem gleichnamigen Film. Für ihn könnte vom Typ her durchaus Lance Armstrong als Vorbild dienen.
  • Ausbeuter: Ebenso skrupellose wie großmächtige Profitproduzenten – Siemens mit seiner Korruptionsaffäre zeichnet das vor.
  • Sklaventreiber: Stasigleiche Bespitzelungsmeister, die es ein wenig gescheiter anstellen als Lidl oder die Deutsche Bahn.

Vergessen Sie die Vereinbarung, dass einem anständige Arbeit ein gutes Leben und Erfolg einbringt und dass Wohlstand für alle unser wirtschaftlich-gesellschaftliches Ziel ist. Selbst wenn Sie sich genau wie ich nach Anstand sehnen: Es hat sich ein Konglomerat aus Bürokratie, Vertuschung, Gier, Macht und Heldentum eingenistet, das Erfolge an seinen Leistungskatalogen ausrichtet und Fragen nach dem Tribut, den Menschen und Umwelt dafür erbringen ebenso ausdauernd verhindert, wie die nach Sinn, Kooperation und Fairness.

Gute Unterhaltung - Das Album von Heinz Rudolf Kunze bei Amazon kaufenWas will ich damit in Bezug auf die Arbeit sagen? Ein wenig flapsig ausgedrückt: Die Zeit, in der ruhig die Kugeln geschoben wurden, ist vorbei. Und wenn wir uns nicht den Glücksrittern, Ausbeutern und Sklaventreibern hingeben wollen, müssen wir aufstehen und uns für menschliche Arbeit ins Zeug legen. Wir müssen aufhören, Teil einer Beschäftigungsstatistik zu sein und uns stattdessen intelligent und sinnerfüllend innerhalb eines wirtschaftlichen Systems engagieren. Die Zeit der stumpfen Arbeitserfüllung mit wohlständischem Ausgang geht zu Ende – und das ist gut so.

Es gibt neuen Raum, Arbeit zu gestalten – gerade weil die über Jahrzehnte gültigen impliziten Vereinbarungen von Stabilität, Sicherheit und langfristig zugestandener Unabhängigkeit platzen. So ruhig wie die letzten dreißig Jahren wird es in Zukunft auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr zugehen. Daraus folgt: Wir sind aufgefordert Arbeit neu zu durchdenken, auszuhandeln, zu gestalten und umzusetzen. Die Arbeitsumgebung kann künftig so düster aussehen, wie es Siemens, Schlecker und Co. vorzeichnen, sie muss es aber nicht!

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Eingeordnet unter 01 Arbeit platzt, Vereinbarungen brechen