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Im Rahmen einer autokratischen Planwirtschaft gönnen wir uns privat ein wenig Demokratie

Liebe Leserinnen und Leser,

heute verlasse ich mein übliches Terrain der Betriebswirtschaft für ein gesellschaftliches Statement.

Immer wieder werden meine Ansätze und Gedanken politisch links einsortiert. Dazu gehört dann die sich wiederholende Enttäuschung, wenn TeilnehmerInnen von Veranstaltungen erkennen, dass ich die neosozialistische Neuordnung der Welt durch ein, endlich einmal richtiges zentrales Komitee, überhaupt nicht anstrebe. Viele Menschen scheinen überzeugt, dass man die Planwirtschaft nur besser machen müsste und dann würde sie funktionieren. Viele andere glauben dasselbe vom Kapitalismus. Ich glaube weder das eine noch das andere. Es ist an der Zeit die Mechanismen hinter den Ideologien zu analysieren und in unsere Zeit zu projizieren. Dann bieten sich auch die Gelegenheiten, weit mehr zu erreichen, als irgendeiner gescheiterten Gesellschaftstheorie aus den vergangenen Jahrhunderten zu ihrem Recht zu verhelfen.

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs  haben wir keineswegs die Planwirtschaft überwunden, wie viele annehmen. Auch ist die USA kaum kapitalistischer als andere Länder oder sind die Skandinavier in ihrer Betriebswirtschaft menschlicher. Das Staatswesen und die allermeisten Großunternehmen/ Konzerne sind weltweit autokratische Planwirtschaften. Ähnlich wie im politischen System werden über den Plan die Wechselwirkungen soweit ausgeblendet, dass ein einzelner Mensch oder eine kleine Gruppe sich einreden kann, die Gesamtzusammenhänge zu verstehen. Das geht auch gut. Allerdings nur, solange die Entwicklungen in der Welt linear verlaufen. Sobald zufällige Ereignisse die Welt in ihren Grundmauern erschüttern, wir aus dem Plan der Irrtum. So geschehen im Jahr 2001 als das World Trade Center eingestürzt wurde. Im Jahr 2008 als Banken plötzlich doch konkurs gehen konnten. Im Jahr 2010, als ein isländischer Vulkan den Flugverkehr über Europa lahm legte. Und im Jahr 2013, als die Eurozone ihren Bankrott erklärte und zerfiel ;).

Mit diesem Blogpost möchte ich darauf aufmerksam machen, dass wir Planwirtschaft tagtäglich und allerorten leben. In Firmen, Vereinen und Einrichtungen sind für uns Verhaltensformen und Strukturen ganz normal, die wir in Gesellschaften für überholt und gescheitert erklären. Wir rühmen uns sogar, sie glorreich überwunden zu haben. Überlegen Sie kurz, wie viel Zeit Sie in einer irgendwie plangesteuerten (Arbeits-)Welt zubringt und wie oft dazwischen ein demokratisches Ereignis (Vereins-, Bürgermeisterschafts-, Kommunal-, Landes- oder Bundestagswahl) aufblitzt. Schnell wird deutlich: Wir gönnen uns ab und an ein buntes Häppchen Demokratie in den ansonsten trist grauen Mühlrädern der Planwirtschaft.

Es braucht kein Ruf nach einem neuen, gerechten und endlich richtig gelebten planwirtschaftlichen Sozialismus, das versuchen wir jeden Tag und scheitern ein ums andere Mal gerade so wie die ehemaligen Ostblockstaaten. Wir brauchen auch nicht die Sehnsucht nach einem funktionierenden Kapitalismus, ist er am Ende doch nur der in den Konzernfarben gekleidete Zwilling des untergegangenen linken Systems.
Es braucht den kritisch reflektierten eigenen Geist, der sich nicht mehr mit dem Bestehenden zufrieden gibt. Es braucht den Anspruch an uns, unsere Kinder und unsere Eltern, den eigenen Verstand zu gebrauchen. Es braucht die gesellschaftliche Forderung nach unangenehm eigenständig denkenden und Selbstverantwortung übernehmenden Bürgern. Es braucht ein vernünftiges Verständnis für die Wetten, die wir tagtäglich abschließen. Es braucht die Toleranz, dass es sich hierbei nicht um Privilegien handelt.

All das gibt es weder in der Planwirtschaft noch im (sozialen) Kapitalismus. Denn beide Systeme öffnen den Raum für eine heldenhafte Machtelite, die überzeugt ist, es für die anderen richtig zu machen. Dabei wird es ihr – wenn überhaupt – doch nur erneut gelingen, die eigenen Interessen zu wahren.

Der mögliche gesellschaftliche Wandel braucht die Freiheit für alle, die eigene Mitwirkung an was auch immer ablehnen zu können.

Wir wollen denken!
Gebhard Borck

PS: Affenmärchen sind Gedanken für Unternehmer, die einen aktiven Beitrag dazu zu leisten wollen, die schädlichen Dogmen des Sozialismus wie auch des Kapitalismus betriebswirtschaftlich zu überwinden.

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Sinnkopplung ist unternehmerisch anstrebenswert [2]

Anders als im klassischen OE-Veränderungs-Dreisprung Analyse – Konzept – Umsetzung, ist der Weg zu einem sinngekoppelten Unternehmen eine persönliche Entscheidung all derer sich selbst zu verändern, die heute Unternehmer, Eigentümer und Geschäftsführer sind. Die Herausforderung ist es, SICH – einen Menschen – zu verändern und nicht mehr zu versuchen ES – die Prozesse, Systeme, Strukturen oder Unternehmen als abstrakte Entitäten – anzupassen, um selbst so zuwider menschlich bleiben zu können, wie man ist.

Wir, die wir in einer demokratischen Gesellschaft geboren und aufgewachsen sind, halten die Planwirtschaft für eine überwundene und letztlich gescheiterte Gesellschaftsform. Wir leben davon, dass Demokratie und freier Markt mit freien Menschen untrennbar verbunden sind. Natürlich ist die Ausprägung der sozialen Solidarität in demokratischen Systemen historisch bedingt unterschiedlich, doch grundsätzlich ist die Kombination Wettbewerb, Marktwirtschaft und demokratischer Rechtsstaat eine überlegene Alternative zu den (kommunistischen) Diktaturen in der Welt.
In unseren Unternehmen aber, den großen wie den kleinen, lebt die zentralistische Planwirtschaft fort: als organisierte Verantwortungslosigkeit. Ihre Symptome sind Gejammer und in Richtung Schuldiger ausgestreckte Zeigefinger: Politiker, Banker, Top-Manager und Superreiche deren Plan es einem nicht recht macht, kommen hier ebenso gelegen, wie Chinesen und Hartz-IV-Empfänger. Zugleich bringen unternehmerische Planwirtschaftler das globale Finanzsystem mit der Vorgabe von irrwitzigen Vertriebsquoten unsinniger Finanzprodukte an den Rand des Ruins, die Massenmedien rufen laut nach mehr Staat, mit der Erwartung, dass seine verwaltenden Vertreter die scheintote Wirtschaft zu neuem Leben erwecken.

Es ist Zeit für einen Wandel! Die Planwirtschaft der abhängigen Arbeitskraft ruft nach einer Maueröffnung und unsere religiöse Anbetung der Vollbeschäftigung verdient ihren Luther.

Wir Menschen werden tiefgreifend von der Form geprägt, wie wir zusammenarbeiten. Sinnkopplung ist Bestandteil einer neuen Unternehmenswelt, die unserer Selbstgerechtigkeit und der globalen Ausbeutung der Welt durch die Ökonomie etwas entgegensetzen kann. Sie braucht keine politisch erzwungenen Machtverschiebungen und keine großen gesellschaftlichen Revolutionen. Sie braucht eine neue Einstellung zum Arbeiten. Es geht um Wollen statt Müssen, um Leben statt Funktionieren, Sein statt Haben.

Sinnkopplung ist der Zugang zu einem menschlichen Leistungspotential, das innerhalb des anerkannten Wirtschaftssystems die Möglichkeit zur eigenen persönlichen und unternehmerischen Veränderung gibt. Nach Sinnkopplung streben, ab jetzt Schritt für Schritt in Richtung sinnerfüllter Menschen zu gehen, ist genauso möglich, wie von überall auf der Welt nach Mekka oder nach Santiago de Compostela zu pilgern. Unternehmensleitungen können weiterhin an ihrem Glaubenssatz festhalten: Wir bestimmen das Arbeitsverhältnis. Das mag für viele Menschen durchaus Sinn haben. Ob es uns bei den anstehenden Herausforderungen weiter bringt, ist mehr als zweifelhaft.

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Eingeordnet unter 08 sinnhaft leisten, Sinnkopplung - unternehmerisch mit Sinn umgehen

Verdeckte Gleichmacherei und andere Unterscheidungen [2]

Der Abteilungsleiter für Vertrieb und Versandlogistik koordiniert die fehlerfreie Abwicklung des Verkaufs- und Lieferprozesses, ist für seine Teammitglieder da und bei ihnen als aufmerksamer und fairer Chef beliebt. Auffällig ist: In der Sache machen die Mitarbeiter alle dasselbe. Sie füllen Formulare aus, stoßen Prozesse an und bestätigen die Erfüllung der geforderten Aufgaben. Sie sind Sachbearbeiter. Für die Zusammenarbeit im Team braucht keiner der Kollegen eine besondere – etwa kreative – Fähigkeit. Sie sind als Personen auch nicht aufeinander angewiesen. Es ist nur wichtig, dass jemand die jeweilige Aufgabe übernimmt und ausführt. Wer das ist, welche individuellen Stärken diese Person hat, ist zweitrangig. Wenn ein Kollege sich durch besondere Stärken auszeichnet, würde es vermutlich sogar den reibungslosen Verlauf stören. Der Abteilungsleiter ist in diesem System nur für den Erfolg verantwortlich, bei einem Misserfolg geht die Verantwortung an das Kollektiv über.
So bilden auch die allermeisten Unternehmen, wahrscheinlich auch Ihres, Kollektive, homogene Gruppen. Darin sind wir alle Aufgabenerfüller. Wir sind vom Klassenkollektiv Schule, wo wir als Schüler Lehrplänen folgten, ins Kollektiv der Angestellten gewechselt, wo wir den Zielvorgaben unserer Arbeitgeber folgen. Individuelle Stärken spielen für unsere Arbeit kaum eine Rolle. Wir alle sind Beschäftigte und als solche sprechen wir in beruflichen Angelegenheiten eine Sprache. Das ist auch noch so, wenn die Firmen für die wir arbeiten, die Branchen oder gar die Länder ganz verschieden sind. Und etwa für die Entlassungsmiseren ist keine Person verantwortlich, sondern „die Führung“ – wiederum als Kollektiv. So sehr sich die Firmen und Unternehmen auch unterscheiden im Kern dreht sich unser Arbeitsalltag immer um dasselbe: Moderne Beschäftigung ist in ihrer Erwartung und in ihrem Leben homogen und funktionell übertragbar. Wir bilden Kollektive und eben keine Synergien – gerade so wie in einer Planwirtschaft.

Doch was sind die Alternativen zur kollektiven Arbeit? Wie kommt Synergie – wie Uwe Renald Müller sie beschreibt – zustande? Was bedeutet sie für uns Menschen und die Art wie wir uns in Unternehmen organisieren? Worauf gründet diese Art der Kooperation, gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse die für oder gegen sie sprechen? Was können wir von dieser Synergie anderes erwarten? Wenn Führung nicht koordiniert, was macht sie dann, soll sie etwa abgeschafft werden? Wie steht es mit Wirtschaftlichkeit, Leistung und Wertsteigerung – reden wir hier etwa über eine Art betriebliche Gleichmacherei? Wie steht es damit, aus dem Kollektiv ausgegliedert zu werden?
Das sind Fragen, die nicht nur Sie sich stellen, auch wir – ich und meine Kollegen – haben sie uns gestellt. Entdecken Sie in diesem Buch, wie viel besser synergetische Teams in ihrer Zusammenarbeit jene komplexen vernetzen Probleme lösen, die unser Arbeitsleben inzwischen auf allen Ebenen und in jedem Moment prägen. Es geht um neue Wege zu Entscheiden, darum zu akzeptieren, dass rein rationale Entscheidungen als Ideal nicht mehr haltbar sind und wie damit umzugehen ist. Es geht um Kultur und Kulturentwicklung, um Motivation und Vergütung, um Psychologie, Soziologie, den gesunden Menschenverstand und was die Lehre der Betriebswirtschaft daraus macht, um Abhängigkeit und Freiheit, um Führung, Macht und Menschlichkeit, kurzum es geht um die Suche nach einer sinnvollen Wirtschaft.

Kollektive stehen für die Arbeit im zwanzigsten Jahrhundert. Sie stehen für den Umgang mit Kompliziertheit, die sich durch Effizienz, Planung, Wiederholung und kontinuierlicher Stabilität charakterisiert. Diese Arbeit des letzen Jahrhunderts wird den Menschen entzogen. Sie ist und wird weiterhin zunehmend automatisiert, und das ist gut so. Komplexe globale Aufgaben wie Klimawandel, Energieressourcen, Nachhaltigkeit oder das Bevölkerungswachstum brauchen Arbeit in synergetischen Teams. Aber auch ganz alltägliche betriebliche Herausforderungen wie Strategie, Qualität, Personalentwicklung oder Innovation sind komplex und werden von synergetischen Teams gelöst, während kollektive Gruppen sie nur verwalten.

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Eingeordnet unter 01 Arbeit platzt, Verdeckte Gleichmacherei und andere Unterscheidungen