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Jede(r) ist ein Universum – Die Natur des Menschen

Vor etwas mehr als zwei Wochen habe ich den Beitrag Fixstern Mensch geschrieben. In den Kommentaren hat Immo Sennewald darauf verwiesen, dass es sich bei einer menschzentrierten Betriebswirtschaft keineswegs um ein allgemein gültiges Menschenbild gehen kann. Stattdessen ist unsere Fähigkeit zentral, den Gegenüber als eigenständigen Menschen anzuerkennen, zu respektieren und damit betriebswirtschaftlich umzugehen.

In den vergangenen Tagen war ich an anderer Stelle erneut mit dem Thema Menschenbild konfrontiert. In dieser Auseinandersetzung ergab sich ein weiteres Bezugssystem, das hilft, Fragen rund um eine menschliche Betriebswirtschaft in meinem Verständnis besser zu verstehen. Ich nenne es das Magische Dreieck des Menschenbilds.

In den vielen Gesprächen, die ich bereits zu diesem Thema führen konnte, haben meine Gesprächspartner und ich doch in den allermeisten aneinander vorbei geredet. Und wenn nicht, lag das mehr an den geteilten Werten, denn an einem übertragbaren Menschenbild ;)!
Dieser Blindheit sind verschiedene unterschiedlich heftige und aus heutiger Sicht vermutlich vollkommen sinnentleerte Diskussionen geschuldet.Im Rahmen meiner aktuellsten Auseinandersetzung wurde etwas einfaches deutlich, dass ich dennoch all die Jahre nicht bewusst wahrgenommen habe.

Die Natur des Menschen: Im dritten Kapitel von Affenmärchen gehe ich den für mich maßgeblichen Fehlannahmen der Betriebswirtschaftslehre und aktuell häufig verbreiteten Hoffungsbotschaften bezüglich der Natur des Menschen nach. Ich objektiviere die Annahme, wonach Empathie für sich genommen schon ausreichend wäre, um die Welt zu retten. Gebe ein klares Statement gegen den Mainstream ab, wenn ich einen tagtäglich empirisch beobachtbaren Fakt ausspreche: Gewalt IST eine Lösung. Entlarve uns alle als irrational. Sage wir sind nur bedingt sowie eher zufällig zur Höchstleistung fähig. Und führe sowohl die X-Y-Theorie von McGregor aus wie das Dominanzprinzip von Immo Sennewald.

All diese Punkte beschäftigen sich mit der Natur des Menschen. Also mit Eigenschaften, die, wenn nicht alle, so doch die allermeisten Menschen teilen. Natürlich als Talent/ Fähigkeit mehr oder weniger stark ausgeprägt. Die Natur des Menschen ist an sich weder gut noch böse, weder betriebswirtschaftlich nützlich noch schädlich. Sie ist, was sie ist und wir augenblicklich darüber wissen/ davon verstanden haben.

Schnell und zumeist unbewusst gesellen sich zur Natur des Menschen ethische und moralische Ansprüche. Sie kommen aus dem Werte- und Erziehungssystem jeder einzelnen Person. Hier kommt die von Immo Sennewald erwähnte Polyzentrik zum ersten Mal zum tragen.

Ein Anspruch der Affenmärchen zugrunde liegt ist: Die Moral unserer Wirtschaft wird danach bewertet, inwieweit jeder Mensch sich in ihr sinnhaft erfüllt und erfüllen kann.
Dieser Anspruch ist alles andere als objektiv. Es ist meine Meinung und für mich ein hoher Wert. Wenn dieser für einen meiner Gesprächspartner nicht so relevant ist, haben wir den Verständnissalat. Denn ich habe das normalerweise kaum so bewusst formuliert wie heute hier.

Zu den Ansprüchen gesellen sich dann schnell noch persönliche Wertungen. So werte ich beispielsweise in Kapitel 7 die Notwendigkeit und den Nutzen von Herrn Ackermann – beispielhaft für verschiedene Vorstandsvorsitzende deutscher DAX-Unternehmen – für die Deutsche Bank doch eher gering. Und damit auch sein Verhalten als Mensch etc..

Auch diese Wertung ist natürlich subjektiv. Sie dürfte Herrn Ackermann in seinem Dasein kaum beeinflussen und hat schon mal gar nichts mit guten oder schlechten Menschen zu tun bzw. mit der Frage ob Herr Ackermann für das eine oder andere ein angebrachtes Beispiel ist. Auch hier ist es so – teilt jemand meine Bewertung nicht, haben wir den Verständnissalat.

Deshalb finde ich das Magische Dreieck des Menschenbilds, so banal es ist, als sehr hilfreich. Es macht mir bewusst, dass 2/3 meines und des Menschenbilds meines Gegenübers auf subjektiven Einstellungen und Annahmen beruht. Unsere Auseinandersetzung kann mit dieser Veranschaulichung effektiver und effizienter werden.

Für mich entscheidend ist:
Das Magische Dreieck des Menschenbilds ermöglicht einen kleinsten gemeinsamen Nenner für eine human zentrierte Betriebswirtschaft auch zwischen Menschen, die nicht dieselben moralischen Ansprüche und persönlichen Werte teilen. Das gelingt auf Basis der Natur des Menschen, die wir bis zu einem guten Maß objektivieren können!

Viele Grüße
Gebhard

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Das weiße Mädchen [2]

Mit diesem Bild ist McGregor in die Welt hinaus gegangen und hat die dazugehörigen Menschen gesucht. Gefunden hat er Typ Y:

Einstellung: Menschen brauchen Arbeit und interessieren sich für sie. Ja sie macht sogar Spaß.

Orientierung: Menschen steuern und regulieren sich selbst in Richtung von Zielen, die sie akzeptieren.

Verantwortung: Menschen suchen und akzeptieren Verantwortung unter den richtigen Bedingungen.

Motivation: Menschen sind motiviert und wollen ihr eigenes Potenzial entfalten.

Kreativität: Kreativität und Vorstellungskraft sind verbreitet und werden selten angemessen ausgeschöpft.

Jetzt beginnt das Experiment. Machen Sie selbst mit und legen dazu einfach zwei Blatt Papier vor sich auf den Tisch. Meine Gruppe fordere ich jetzt auf, den grünen Karton zu nehmen (Sie können dafür das rechte Blatt Papier benutzen), sich zu konzentrieren und den Buchstaben aufzuschreiben, der für den Menschentyp steht, dem sie sich selbst zuordnen würden. Also welcher Menschentyp beschreibt Sie treffender, X oder Y? Wenn der Buchstabe notiert ist, wird der Karton dem Sitznachbar weiter gereicht. Jetzt wird der rote Karton genutzt (Sie nehmen das linke Blatt Papier). Bevor man hier etwas aufschreiben kann, gilt es, in sich zu gehen. Denken Sie über ihr Arbeitsleben nach, über die Kollegen, die Kunden, die Lieferanten und andere interne oder externe Geschäftspartner und schätzen Sie dann ein, wie viel Prozent dieser Menschen X-Typen sind. Wenn Sie sich für eine Zahl entschieden haben (50, 60 oder 80 Prozent), schreiben Sie sie auf. Die Teilnehmer geben nun den Karton wieder an den Nachbarn weiter, so dass jetzt erneut alle zwei Kartons vor sich haben, einen mit einem Buchstaben, den anderen mit einer Zahl. Dann nehmen alle den Karton mit dem Buchstaben in die Hand und ich fordere diejenigen auf, die Hand zu heben, die dort ein X lesen. Ich habe dieses Experiment sicherlich mit mehreren Hundert Menschen gemacht und nie hat sich jemand ernsthaft gemeldet. Danach frage ich, wie viele auf dem Karton mit der Zahl eine Null stehen haben. Wie ist es mit Ihnen?
In meinen Experimenten sind es maximal zwei Prozent der Teilnehmer, die hier eine Null lesen. Die Erkenntnis: Es gibt wohl keinen geistig gesunden Menschen, der sich selbst als überwiegend X identifizieren würde. X existiert demnach nur in unserem Kopf und ist ein Vorurteil über andere Menschen.
Jetzt geht normalerweise ein Raunen durch den Saal, die Widersprecher recken den Hals oder den Arm in die Höhe oder platzen einfach aus sich heraus mit Kommentaren wie: „Da waren sie aber noch nie bei uns.“ oder „So viel zum Beraterwissen. Sie sind so weit weg von der Realität, wie man nur sein kann.“ Ich warte das Raunen ab und dann mache ich das Mädchen weiß. „Ich bin überzeugt,“ sage ich „dass wir Y-Typen sind, doch eines ist klar: Wir alle können uns wie X-Typen verhalten und tun das auch regelmäßig. Das haben wir spätestens in der ersten Schulklasse gelernt!“

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