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Respekt?!

In einem Telefongespräch über Affenmärchen kamen mein Gesprächspartner und ich auf folgende Gedanken:

Mein Gesprächspartner: „Ich möchte niemandem reinreden. Ich verstehe, dass jeder in seinem Handeln frei sein sollte, sprich: Jede(r) sollte tun und lassen können, was er/ sie möchte. Dennoch sollte man so langsam einige Grundlagen verstehen, an denen wir nicht vorbei kommen, wie etwa die Tatsache, dass wir alle im selben Ökosystem leben oder dass unbegrenztes Wachstum lebendige Systeme zerstört.

Kurz: Alle können manchen was sie wollen, solange sie verstehen, dass einiges einfach nicht (mehr) geht.

Meine Antwort: „Ich möchte ganz explizit, dass viele Menschen ihr Verhalten ändern. Allerdings erkenne und akzeptiere ich, dass ich darauf fast keinen Einfluss habe.

Kurz: Ich will, dass die Menschen gefälligst tun, was ich für richtig und sinnvoll halte, respektiere allerdings, dass ich darauf kaum oder gar keinen Einfluss habe.

Nachdem ich nun einige Tage über dieses Gespräch nachdenke, freue ich mich zunehmend über die Möglichkeit, Sinnkopplung und was damit zusammen hängt, auf einen weitere Art und Weise erläutern zu können.

Es geht um unsere innere Haltung!
Mein Gesprächspartner nimmt zumindest unbewusst an – bewusst unterstelle ich es ihm nicht:
Wenn er nur wollte, könnte er sehr wohl gezielt Einfluss auf andere nehmen. Er kann sie dann zur Handlungsveränderung zwingen und so eine bessere Welt erreichen. Er stellt allerdings – weiterhin unbewusst – die Freiheit der anderen als Zugeständnis über seine gegebene Durchsetzungsgewalt. Als Ergebnis versucht er Veränderung zu erreichen, indem er die anderen von der Richtigkeit seiner Erkenntnisse überzeugt. All diese Annahmen sind typisch für das vorherrschende Führungsverständnis in Unternehmen und darüber hinaus.

Aus den Erkenntnissen im Umgang mit Sinnkopplung sehe ich es genau anders herum:
Ich will und versuche ständig gezielt Einfluss auf andere Menschen zu nehmen. Ich will eine Verhaltensveränderung bei ihnen erreichen. Allerdings habe ich erkannt, dass ich sinnhaft keine konstruktive Durchsetzungsmacht habe. Wenn der/ die andere nicht will, brauche ich eine erhebliche Energie, um mir die entsprechende Durchsetzungsgewalt aufzubauen.

In Unternehmen und Organisationen kann – folgt man diesen Gedanken – geschaut werden, wo die Energie/ Kraft des Unternehmens hin fließt. In eine Sprache, Riten und Systematiken, die Durchsetzungsgewalt schaffen oder die freiwillige Kooperation ermöglichen?

So lässt sich der Systemwandel oder Nichtwandel erkennen!

Danke, lieber Gesprächspartner, für diese Gedanken!

Beste Grüsse
Gebhard

PS: Mehr zur inneren Haltung für Veränderung findet sich hier.

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Eingeordnet unter Geschichten rund um Affenmärchen, off record

Von Prinzipalen, Agenten und anderen zwielichtigen Subjekten

Dabei ist es nicht so, dass Frank Müller keine soziale Interaktion möchte, er will sie halt so wenig wie irgend möglich in der Firma. Und warum sollte er sie auch benötigen, er ist ja schließlich der Eigentümer, der Unternehmer, da muss es doch möglich sein, sich des Ballastes zu entledigen, Chef zu sein, und einfach die Erträge des Unternehmens auszukosten.

In der Wirtschaftswissenschaft kommt genau bei diesem Gedankengang von nirgendwoher ein Schlauberger um die Ecke und erklärt ihm die großartige Prinzipal-Agent-Theorie: „Sie sind der Prinzipal und sie brauchen einen Agenten! Sie brauchen jemanden, der in ihrem Auftrag handelt und ihre Interessen im Unternehmen unabhängig von ihrer Anwesenheit durchsetzt. Mit einem Wort, sie brauchen einen Geschäftsführer.“ Frank lässt sich davon, mit Blick auf die in Aussicht gestellte Freiheit, schnell überzeugen, er und der Schlauberger lächeln frohgemut und schon bald ist der Agent (der Geschäftsführer) für den Prinzipal (Frank Müller) gefunden und in Amt und Würden.

Doch so einfach lässt sich der soziale Prozess nicht aushebeln. Schon bald verfolgt der Agent eigene Interessen, entwickelt ein eigenes Verständnis für das Wohl und die Wehen des Unternehmens, bildet Seilschaften mit informellen Führern und erklärt Frank nach nicht einmal zwei Jahren, er solle doch mit den Erträgen, die er jedes Jahr ausgeschüttet bekommt, zufrieden sein und sich aus dem Alltagsgeschehen heraus halten. Schließlich wäre es ja genau das, wofür er, Frank, ihn, seinen Agenten, eingesetzt habe. Frank ist sich indes seiner Sache nicht mehr so sicher, die Firma verfolgt inzwischen Ziele – wie radikale Expansion oder auch stabilisierende Stagnation – und es wurden Praktiken etabliert – wie Überwachungskameras oder vielleicht Mitarbeitergewinnbeteiligungen – , für die sich sein Vater im Grab herum drehen würde und die so gar nichts mehr mit den Gründungsprinzipien der Firma zu tun haben. Frank zieht die Reißleine und tauscht den Agenten aus. Der nächste Kandidat ist vorsichtiger und wartet drei Jahre, doch dann kommt es zur selben Konfrontation.
Was passiert hier? Frank Müller entzieht sich dem sozialen Prozess seines Unternehmens. Er möchte die Interaktion mit Kollegen tunlichst vermeiden und Gedanken und Ideen nachgehen, die nichts mit der Firma zu tun haben. Das ist für sich genommen vollkommen in Ordnung. Damit er das tun kann, will er allerdings weiterhin, nur eben ohne zwischenmenschliche Wechselwirkungen, vom Unternehmen unterhalten werden. Jetzt beginnen die Probleme. Keine soziale Gemeinschaft – und Unternehmen sind eben doch soziale Gebilde und keine rationalen Gewinnmaximierungsmaschinen – will und kann sich dauerhaft teure und/ oder mächtige Schmarotzer leisten. Wer aus der zwischenmenschlichen Interaktion, aus den sozialen Prozessen aussteigt, gibt seine Einflussnahme auf. Sicherlich kann man über Verträge, Agenten, Verwalter, Überwachungssysteme und dergleichen mehr Einflussnahmemöglichkeiten erhalten, diese sind allerdings nur noch reine Vergangenheitsverwaltung. Aktiv Einfluss nehmen kann nur, wer im Moment der Entscheidung und der Handlung da ist. Wer sich im Nachgang informiert, ein Bild macht oder aufklärt, kommt über die Rolle des Richters und Henkers nicht mehr hinaus. Und auch hier, wie in Kapitel fünf bei der Motivation, stellt sich bei genauem Hinschauen heraus, dass ein Unternehmer oder eine Führungskraft, die ihre Interessen von einem Agenten vertreten lässt, egal ob offiziell oder informell, dem sozialen System fremd und unnatürlich ist. Es gibt schon genug Richter, die im realen sozialen Prozess urteilen und ausreichend Vollstrecker gibt es auch. Es sind Kunden, Kollegen, juristische Richter, Lieferanten, Verbandsvertreter, Banken und so weiter und so fort. Sie alle haben normalerweise konkrete und reale zwischenmenschliche Anlässe, sich einzumischen, keine verwalterischen.
Frank und alle, die den sozialen Prozess mit Agenten versuchen in seine Schranken zu weisen, handeln ungefähr so, als ob Sie zu Ihrem Banker, dem Sie Ihr Geld anvertraut haben, hingehen würden und ihn fragen: „Und wie arbeiten Sie denn? Glauben Sie das ist effektiv? Wann kommen Sie denn ins Büro und wann machen Sie Feierabend?“ Ich kenne niemanden, der so etwas schon mal gemacht hätte. Das ist auch vollkommen logisch. Mit den Abläufen, dem Mobbing, dem Leistungsdruck, den Kaffeekränzchen, den politischen Ränkespielen und den Betriebsfeiern der Bank will man gar nichts zu tun haben, man will nur seine Zinsen genießen. Man hält sich aus dem sozialen Prozess der Zinserwirtschaftung raus, gibt die eigene Einflussmöglichkeit ab. Als einziges Mittel bleibt die Umschichtung des Geldes auf andere Anlagen und zu anderen Banken, mehr gibt es da nicht. Das ändert sich, wenn Sie einen Kredit haben wollen und keine wirklich guten Sicherheiten haben. Da kann, trotz aller Basel II und sonstiger Blockadepraktiken, der direkte soziale Kontakt zum Bankangestellten durchaus lohnend sein – sprich der soziale Prozess.

Wer Einfluss nehmen, Entscheidungen treffen, mit einem Unternehmen handeln und vor allem dauerhaft davon nutznießen möchte, sollte integrierter Bestandteil des Sozialgefüges sein oder sich davon verabschieden. Alles andere schadet sowohl dem Prinzipal wie dem Agenten und nicht zuletzt, in Form von bürokratischen Wasserköpfen, dem Unternehmen selbst.

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Chimäre Leistung

Erinnern Sie sich noch an das erste Kapitel und den sicherlich dauerhaftesten und allgemein als Eckpfeiler von Gerechtigkeit und freier Wirtschaft angesehenen Glaubenssatz über Leistung:

Leistung muss sich lohnen!“ Man kann ihn auch in anderen Variationen antreffen wie etwa: „Ausbildung muss sich lohnen!“

Achten Sie einmal darauf, wer so etwas sagt. Zumeist sind es Menschen, die im Leistungssystem gerade oben schwimmen. Es sind die gleichen Leute, die auch sagen: „Man kann nur managen, was man auch messen kann.“ Oder die darauf pochen, dass sich ein positives Unternehmensklima anhand von Kennzahlen nachweisen lassen muss. Sie zitieren gerne inspirierende Worte von Peter Drucker, Jack Welch oder Josef Ackermann und sind selbst davon überzeugt, bei ihrer persönlichen Interpretation von deren Erkenntnissen handle es sich um Naturgesetze der Wirtschaft. Diese Menschen reduzieren Erfolg gerne auf Einkommen, Macht und daraus folgende Anerkennung. Ihre einfache Rechnung lautet: Hoher Bildungsabschluss multipliziert mit Zwölf-Stunden-Tagen und der klaren Priorität auf den Job gleich Wohlstand und Einfluss.
Wie erklärt sich da der Harz-IV empfangende Doktor der Ethnologie, der seinen letzten Rest Selbstachtung aus drei Niedrig-Lohn-Jobs nährt – Kurierfahrer, Entrümpler und Volontär bei der örtlichen Zeitungsredaktion – und dafür sechzig Stunden in der Woche „auf Maloche“ ist? Ach ja – ganz vergessen – Ethnologie, Geschichte, Germanistik (Sprache überhaupt), Geographie, Soziologie, Physik, Biologie, Kreativität im Allgemeinen und im Besonderen, Architektur und dergleichen mehr, das sind ja alles brotlose Künste, da hilft natürlich alle Leistung und alle Bildung nichts; aber das weiß man bereits wenn man so etwas anfängt zu studieren. Schon klar, geht man nach brotgebenden Beschäftigungen, brauchen wir eigentlich nur BWLer und Ingenieure, ein paar Ärzte und vielleicht noch einige wenige Professoren a la Herrn Ackermann und daneben dann die Indianer, das Fußvolk, die Truppe, dann läuft die Wirtschaft. In der Politik freilich, da braucht es Pädagogen, Rechtsanwälte und Politologen. Und, damit uns der Laden nicht plötzlich vor Frust, aufgestauter Aggression, Enttäuschungen, Rangkämpfen auf der Basis natürlicher Härte und Aggression sowie spontanen Burnout-Anfällen um die Ohren fliegt, ein paar Psychotherapeuten und Psychologen, die flickschustern, wo in der bereits ledrig rauen Haut der alternden Gesellschaft eine Naht aufreißt.

Einige von uns glauben allen Ernstes, Zufriedenheit, Wohlstand und Einfluss können über Wenn-Dann-Regeln mechanisch garantiert erreicht werden. Wenn wir viel arbeiten, dann verdienen wir viel Geld. Wenn wir uns gut ausbilden, dann machen wir eine große Karriere. Wenn wir uns gegen die anderen durchsetzen, dann sind wir glücklich und zufrieden. Wirtschaftszeitschriften tischen uns die dazu passenden Hochleistungs-Sterne-Menüs auf, indem sie Artikel über die Erfolgsgeheimnisse der Schönen, Reichen und Mächtigen veröffentlichen, denen wir dann nacheifern. Wenn Steve Jobs Erfolg hat, weil er ein menschenverachtender Despot ist, wie in Kapitel vier angedeutet, dann ist das legitim und vorbildhaft für mein eigenes Verhalten.
Andere wiederum unterstellen bei dieser Weltsicht gleich ein gerüttelt Maß an Naivität und wissen selbst wiederum ganz genau, wie es wirklich geht. Wenn man ausreichend skrupellos ist, bei den miesen Spielchen der Reichen und Mächtigen mitzuspielen – wie etwa die Gewerkschaftsbosse bei Volkswagen – und dann noch viele Stunden zu arbeiten, dann kommt man ganz nach oben. Mel Gibson als Titelheld des  Films „Fletchers Visionen“ hätte ob dieser Theorien zu Leistung und wie sie sich lohnt seine wahre Freude gehabt.

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Eingeordnet unter 05 Der Bluff, Chimäre Leistung