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Sinnkopplung ist kein Friede Freude Eierkuchen

Hat sich ein Mensch, so wie Andy, gekoppelt, ordnen sich die Dinge einem Sinn unter. Er weiß, wofür er schlechte Tage und morgenmuffelige Kollegen ohne große Schwierigkeiten toleriert, warum er nicht so viel verdienen muss, wie es in seiner Position branchenüblich ist, wieso es in den Hintergrund rückt, wann er welche Karrierestufe nimmt. Er stimmt sich mit den anderen Menschen im Unternehmen ab, weil es Sinn hat, er moniert unpassendes Verhalten seitens eines anderen Filialleiters und tut dies mit dessen Zustimmung und mit Erfolg.

In einem konkreten Fall hatte ein anderer Filialleiter einen Mitarbeiter getadelt, weil dieser seit drei Wochen jeden Tag um 14:30 Uhr Feierabend macht, um seinen Sohn vom Kindergarten abzuholen. Klar, der Mann arbeitet seit drei Wochen kurz, dennoch ist keine seiner Aufgaben liegen geblieben, denn er hat sich mit seinen Kollegen abgestimmt. In seinem Team ist bekannt, dass er im Moment diese Zeit braucht, um seinen Vaterpflichten nachzukommen. Dem Unternehmen entsteht kein Schaden, und sicherlich ist der Mitarbeiter zu einem anderen Zeitpunkt gerne bereit, Überstunden für einen anderen Kollegen zu machen, der dann private Dinge zu regeln hat.
Wenn es nicht mehr darum geht, kontrollierte Quoten wie Arbeitszeiten, Verkaufsvorgaben, Budgets und so weiter zu erreichen und stattdessen vereinbart ist: Alle Menschen im Unternehmen sicheren sich gegenseitig ihren Arbeitsplatz, erzielen füreinander ein gutes Einkommen und schaffen ein verbindendes Arbeitsklima, dann können und wollen sich Menschen aus sich heraus intelligent, kreativ, verantwortlich und interessiert im Sinne des Ganzen einbringen.

Das heißt nicht, dass eine Friede-Freude-Eierkuchen Organisation befördert wird. Menschen sind verschieden – sie werden und müssen sich aneinander reiben. Spannungen sind eine Kraftquelle für Leistung und unterschiedliche Ansichten derselben Sache werden für Innovation benötigt.
Es ist allerdings eine ganz andere Vorstellung sich mit jemandem über den Verbau einer neuen Sensortechnologie zu streiten, der, wie man selbst, von Fernlenkraketen fasziniert ist, als die Auseinandersetzung mit jemandem zu führen, der in Waffen eine Dummheit der Menschheit sieht. Noch schlimmer wird es, wenn der Gesprächspartner vor allem deshalb in der Rüstungsindustrie arbeitet, weil die Arbeitszeiten im Vergleich echt gut sind, man sich nicht über das Einkommen beschweren kann und der Job ironischerweise krisensicher ist.

Freiheit – ist das Einzige was fehlt

Genießen Sie die Freiheit, die Ihnen geschenkt ist, zu entscheiden für wen Sie arbeiten? Zwei Geschichten dazu.

Wenn Standardisierung und Spezialistentum zum Fallstrick werden
1913 hatte Henry Ford die größte Automobilfabrik der Welt, dennoch hatte er kaum genügend Arbeiter, um sie zu betreiben. Im selben Jahr betrug die Fluktuationsrate von Ford unglaubliche 380 Prozent. Dagegen sehen selbst die sechziger Jahre der NASA aus Kapitel acht blass aus. 1913 war der Widerwillen gegen das neue Maschinensystem – die größte industrielle Innovation des zwanzigsten Jahrhunderts, das Fließband –  so groß, dass die Gesellschaft Fords jedes Mal, wenn sie ihr Fabrikpersonal um 100 Mann erhöhen wollte, 963 einstellen musste.

Diese Zahl wurde – wie bereits im ersten Kapitel aufgezeigt – in dem Maß geringer, in dem Ford mit der erreichten Effizienz seine Organisations- und Produktionsweise (arbeitsteilige Fertigung am Fließband) dem Rest der Automobilindustrie aufzwang und es für die Arbeiter praktisch unmöglich machte, andere Arbeitsbedingungen zu finden.

Längst Geschichte? Wie erging es 2008 den Ingenieuren der Automobilindustrie, als viele von ihnen in einem kurzen Zeitraum ihre Anstellung verloren? Auf dem Arbeitsmarkt waren sie zu spezialisiert, fachlich zu eng aufgestellt und deshalb kaum vermittelbar. Es blieb ihnen praktisch nur, dieselbe Aufgabe bei einem anderen Hersteller zu machen. Schade nur, dass der genau diese Ingenieure zu diesem Zeitpunkt auch entließ.

Etwas riskiert und gewonnen
Im Jahr 2007 war es geschafft, Michael brauchte nicht mehr zu arbeiten. Sechs Jahre hatte es gedauert, bis er endlich im Top-Management angekommen war, noch einmal zwei Jahre und er war Anteilseigner am Unternehmen. 2007 war er aus der Geschäftsleitung ausgestiegen und hat seine Anteile verkauft, sein Engagement kapitalisiert, wie er es mit einem frechen Schmunzeln nennt.

Seither braucht der Mann, über dessen Schreibtisch drei chinesische Schriftzeichen Kraft, Ruhe und Gelassenheit ausdrücken, nicht mehr für Geld zu arbeiten. Er kann sich aussuchen was er macht und hat sich entschieden, dass er im Moment vor allem keine Mitarbeiter mehr haben möchte – zu viel Stress.
Heute berät er andere Geschäftsführer darin, ihr Unternehmen auf den Markt auszurichten und nicht im eigenen Saft zu versauern. Sein Tagessatz ist moderat, seine Arbeitszeiten mit ca. einhundertzwanzig Arbeitstagen im Jahr ein Wunschtraum vieler, seine Arbeit an sich das Beste was ihm passieren konnte.
Er verdient Geld, dass er nicht braucht, mit interessanten, intelligenten und herausfordernden Gesprächen. Seine Kunden sind sehr zufrieden mit ihm, war er doch einer von Ihnen und weiß wovon man spricht. Sie bereuen nicht einen Cent, den sie ihm für seine intelligente Anwesenheit und seine Erfahrung bezahlen dürfen.

Ein Traum? Nein, sinngekoppelter Erfolg in einer Zukunft, die bereits begonnen hat!

Was Michael von den Ingenieuren unterscheidet: Er hat in seiner Karriere Wert darauf gelegt, mit seiner Arbeit von der Beschäftigungsabhängigkeit frei zu werden!

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Gewalt ist eine Lösung

Manuel, seines Zeichens Vertriebsgeschäftsfüher, wusste von sich, dass er ein temperamentvolles Gemüt hatte. So zumindest der Versuch von denen, die ihm wohlgesonnen waren, seinen Charakter mit Humor positiv zu umschreiben. Hinter vorgehaltener Hand oder nach dem dritten Glas Wein sinnierte er gerne darüber, dass es für ihn dazugehörte, Mitarbeiter die in seinen Augen nicht richtig arbeiteten, auch mal vor versammelter Mannschaft abzuwatschen. Bildlich gesprochen versteht sich. Zum richtigen Zeitpunkt ein Exempel statuieren, so lehre die Geschichte, schweißt Organisationen zusammen und stutzt allzu eifrige Emporkömmlinge zurecht. Wer keine Angst vor ihm hatte, konnten die Euphorie in seinen Augen glitzern sehen, wenn er gerade einmal wieder statuierte oder darüber sprach.

Durch das neue Veränderungsprojekt, das vor vier Monaten begann, hatte er eine ganz andere Dimension seiner Leidenschaft entdeckt. Die Exekution für eine höhere Sache. Seit sie sich mit den Beratern zusammen vorgenommen hatten, nicht nur einen Prozess neu zu strukturieren, ein neues Produkt zu entwickeln oder die Administration zu verschlanken, sondern stattdessen die gesamte Kultur und vor allem das Management an sich zu reformieren, seitdem konnte er gar nicht mehr an sich halten. Seine Energie floss auf der einen Seite in produktiv konstruktive Aktionen wie die spontane Einbeziehung von Mitarbeitern aller Ebenen und Bereiche in Restrukturierungsworkshops. Auf der anderen Seite verpasste er keinen Moment, um im Namen der neuen Philosophie alte Rechnungen zu begleichen, etwa indem er unliebsame Kollegen regelmäßig ob ihrer augenscheinlichen Dummheit bezogen auf die neue Kultur öffentlich mobte. Natürlich hatte er das alleinige Recht zu verstehen, was diese neue Kultur ausmachte. Es war die Mischung aus vorwärts Stürmen und das Kriegsbeil nieder krachen lassen, wie man es aus modernen Heldenepen a lá Braveheart oder auch Mangastreifen im Stile von Kill Bill kennt. Natürlich ohne Blutvergiessen oder abgetrennten Gliedmaßen. Die Gewalt, die er im Namen der Sache ausüben konnte, genoss er und zelebrierte sie.

Wir alle kennen solche Menschen. Brachiale Egoisten, die keine Scheu haben, Gewalt auszuüben, um einen persönlichen Vorteil zu erreichen. Vielleicht haben Sie jetzt gerade das Bild einer solchen Person aus ihrem Umfeld vor Ihrem geistigen Auge? Schrecklich, unmoralisch, ethisch zweifelhaft und doch sind gerade auch sie faszinierend. Das System scheint sie zu brauchen, so wie unser Immunsystem weiße Blutkörperchen braucht, die einen Krankheitserreger auch nicht erst einmal danach fragen wie es ihm geht und wie schwer seine Jugend war, bevor sie ihn auffressen. Wie sonst wäre es zu erklären, dass wir sie in unseren Unternehmen immer wieder gewähren lassen. Sie blasen sich auf, teilen ordentlich aus, sind selbst mimosenhaft sensibel, hängen den Macho oder die streitbare Amazone heraus, spielen mit allem was sie haben – Kraft, Sex, Macht – und haben ungeschminkte Lust an ihrem Verhalten. Zum Glück sind wir anders, haben Anstand und Moral, sind ethisch, mitfühlend und kennen die guten Manieren zwischenmenschlichen Verhaltens.
Die Gewalt dessen, der verbal oder physisch auf einen anderen einschlägt ist unverhohlen, offen, transparent. Die Gewalt derer, die via Gerüchteküche, Politik oder Meinungsäußerung in Abwesenheit der Betroffenen Rangordnungen und Verantwortungen verändern, ist gedeckelt, zurückgezogen, undurchsichtig. Dennoch ist beides Ausdruck von Gewalt und wer es noch nicht gemacht hat werfe den ersten Stein aus seinem Glashaus heraus. Robin Dunbar erkennt in der Sprache, die zu mehr als sechzig Prozent aus Klatsch und Tratsch besteht, vor allem den Nutzen, dass wir uns nicht mehr prügeln müssen. Wir können unsere Rangkämpfe jetzt abstrakt ausführen. Allerdings bleiben es Rangkämpfe. So stellen sich die Integren und moralisch Korrekten über die primitiven physischen Gewalttäter und beanspruchen, gewaltfrei zu sein.
Erst wenn wir anerkennen, dass Gewalt zu uns gehört wie Fortpflanzung, Essen, Trinken und Atmen, dass sie ein natürlicher Anteil unserer Menschlichkeit ist, dass wir Lust empfinden, wenn wir sie ausüben und wenn wir uns dann auch in dieser Beziehung annehmen wie wir sind, können wir anfangen, mit unserem Gewaltpotential, das sicherlich sehr unterschiedlich ist, konstruktiv umzugehen. Bis dahin werden wir sie weiterhin gerade in unserer Arbeitswelt gegen andere Menschen richten. Schließen wir Frieden mit unserer eigenen Gewalt und geben ihr einen Raum, sei es im Sport, in Schachturnieren, beim Improvisationstheater, in der Malerei oder bei lauter Musik aus dem Autoradio, dann werden wir fähig wirklich zu kooperieren!

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