Wenn es zum weinen nicht mehr reicht, einfach mal lachen! [1]

Sind Sie schon einmal mit einem Boot unterwegs gewesen, einem Lastwagen, einem Auto, einem Motorrad, einem Fahrrad oder auf Inlinern? Haben Sie dabei schon einmal so richtig Fahrt aufgenommen? Hatten Sie die Masse in Schwung versetzt? Und wollten dann spontan die Richtung ändern?

Ist gar nicht so einfach eine Masse zu kontrollieren, die über ein gewisses Maß hinaus mit Energie aufgeladen ist. Man sollte vorbereitet sein auf das Überraschende, wie etwa den unaufmerksamen anderen Verkehrsteilnehmer. Will man größere Schäden vermeiden, kann man nicht stur einem vorgefassten Plan folgen, wie etwa von A nach B kommen zu wollen. In jedem Moment ist die Situation neu zu erfassen, abzuwägen und mit Fingerspitzengefühl nachzujustieren, bevor es aus dem Ruder läuft.
Doch was bleibt einem, wenn man den Zeitpunkt verpasst, an dem die Kontrolle verloren geht? Wenn man nicht gemerkt hat, dass die Geschwindigkeit zu hoch ist für die nächste Kurve? Wenn die Masse aus ihrer Energie heraus ein Eigenleben entwickelt? Was passiert dann? Antwort: Eine Katastrophe!
Vor der Katastrophe gibt es noch ein paar Momente der Selbstverleugnung, der Ablehnung, dass man die Kontrolle verloren haben könnte. Spätestens im Scheitel der Kurve lösen sich diese in Wohlgefallen auf und man kann nur noch auf seine Intuition und Reflexe hoffen.
So zumindest geht es dem engagierten Laien. Bei einem Formeleins Piloten sieht das ganz anders aus. Der versucht in jeder Kurve genau an dieses Limit, an die Grenze der Kontrolle zu kommen. Seine Profession ist es, diesen Moment zu beherrschen. Führt man sich das vor Augen, kann man respektvoll den Hut ziehen, wie wenig Unfälle da passieren, legt es doch jeder Fahrer im Feld in jeder Kurve genau darauf an, die Katastrophe gerade noch so zu vermeiden.

Es passieren nicht mehr schreckliche Unfälle in der Formeleins, weil die Fahrer ihren Job ernst nehmen, vorbereitet sind und mit jeder Situation neuerlich, aufmerksam und mit Fingerspitzengefühl umgehen. Sie machen also das genaue Gegenteil von dem, was die weite Mehrheit der Arbeitswelt tut. In der Organisationswelt finden wir hinsichtlich der Achtsamkeit das Gegenstück zum Formeleinspiloten in den „High Reliability Organizsations“. Augenblicklich ist der Rest der Welt eine effiziente Massenproduktionsmaschine. Das ist die große Leistung des zwanzigsten Jahrhunderts. Diese Maschine hat Fahrt auf genommen und Massen in Bewegung gesetzt, im wahrsten Sinne des Wortes und in unfassbarer Durchgängigkeit. Schauen wir an, welchen Schund sie so vor sich hin produziert – Tamagotchis, Bauer sucht Frau, Sports-Utility-Vehicles oder den Weihnachts-, Ostern-, Valentins-, Faschings-, Halloween-, Olympia-, WM-Wegwerfgeschenkealtptraum – ist es schon verwunderlich, dass sich die großen Katastrophen nur am Horizont abzeichnen und nicht schon längst da sind.

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2 Kommentare

Eingeordnet unter 01 Arbeit platzt, Wenn es zum weinen nicht mehr reicht, einfach mal lachen!

2 Antworten zu “Wenn es zum weinen nicht mehr reicht, einfach mal lachen! [1]

  1. Thomas

    Aber der sogenannte „Schund“ findet doch Abnehmer. Mir schwant beim Lesen dieser Zeilen, dass hier mal wieder einer sagen will, was gut ist und was nicht. Das ist doch die typisch deutsche Besserwisserei. Woher will denn einer Wissen, ob ein SUV gut ist oder nicht, ob ein Tamagotchi sinnvoll ist (für einen bestimmten Menschen) oder nicht. In meiner Welt ist es „der Markt“ (das Kollektiv) das darüber entscheidet, was in diesem Moment sinnvoll ist oder nicht. Mit Spannung erwarte ich die weiteren Seiten.

  2. Hinzu kommt, dass viele Produkte gleich mehrfach erfunden werden, mit nur kleineren Abweichungen. D.h. hier arbeiten viele Menschen parallel an den gleichen Dingen.
    Was, wenn diese Menschen alle kooperierten? Dann könnten alle viel weniger arbeiten. Und es gäbe weniger Stress und damit weniger depressiv Erkrankte. Inzwischen sind es allein in Deutschland über 3 Millionen, die ärztlich behandelt werden müssen. Das sind Milliarden Beträge für Behandlung und Verlust in der Wirtschaft. Aus Sicht der Gemeinschaft eigentlich ein untragbarer Zustand.

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